Gruppe 80:
Gruppe 80
Die Gruppe 80 hat ihr erstes, bereits ausverkauftes Album neu aufgelegt und man hat sich sichtlich Mühe gegeben! Das Cover ist selbst von Hand mit einem knallgrünen Siebdruck versehen worden, 200 Stück gibt´s, einzeln nummeriert. Die Platte selbst ist transparent grün. Ein Download-Code ist auch dabei.
Nun zur Musik. Auf der Plattenhülle steht die recht interessante Genre-Beschreibung "German no wave 80´s NDW Punk". In der Tat hört man viel NDW. Die Grundlage bildet meist ein solider Deutschpunk-Uffta-Takt gepaart mit 3 bis 4 Akkorden. Dazu kommt eine schräge Orgel, ein Keyboard und - man bleibt den Wurzeln treu - ein knackiger Deutschpunk-Text. Beispiel? Gerne! "Ich bin der neue Führer, ich schmier´s an jede Tür ran, ich kotz dir ins Gesicht, weil mehr kann ich nicht."
Im Gesamtbild klingt das Ganze wie eine Mischung aus Die Bilanz, Nowotny TV und UKW, textlich könnte man eine Ähnlichkeit zu Fleischlego ausmachen. Das mag sich erst einmal schräg anhören, aber das Konzept funktioniert. Die Band (und die Platte) lebt von dem eigentümlichen Humor. Das Grinsen bleibt bei dem Hören der Platte nicht aus, wenn man eine geballte Ladung textlicher Punk- und auditiver NDW-Klischees, gepaart mit dem subtilen Witz der Bremer um die Ohren geklatscht bekommt oder wenn man im Song "Diskozone" von den Klängen von "Funkytown" überrascht wird
Meine Favoriten sind "Pornodreh im AKW" ("Ist das nicht die Jennifer aus Rostock? [...] wir kommen oben ohne in der verstrahlten Zone") und der Song "Die Szene". Dieses Lied ist einzigartig und könnte eine wahre Innovation im Deutschpunk-Songwriting darstellen. Das Besondere an diesem Song ist, dass zur Problembewältigung (evtl. zu wenig Szenepunkte?) etwas anderes als Dosenbier empfohlen wird, nämlich Schokolade ("Die Szene hat mich vergessen, was soll ich bloß tun? Schokolade essen!")
Mir gefällt ganz gut, was die Gruppe 80 da abgeliefert hat, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass einige meiner Freunde diese Platte nervig finden würden. Zum nebenbei hören ist die Platte tatsächlich nichts, da die schräge Orgel dann doch aufs gute Gemüt schlagen könnte. Im Großen und Ganzen mal etwas frisches, was jede Plattensammlung ein wenig auflockert. Weitermachen!