ClickClickDecker:
Ich glaub Dir gar nichts und irgendwie doch alles
"Und das Alter zieht seinen Schlitten mitten durch dein Gesicht", aha. "Manchmal gefällt's dir und manchmal eben nicht." Dieses widerlich betonte "eben" ist es, was ich an ClickClickDecker und Konsorten so schlimm finde. Dieses Aufbauschen von Alltäglichem durch bedeutungsschwanger betonte Füllwörter. Diese Effekthascherei. Gisbert von und zu Knyphausen kann das auch gut, ach, ziemlich viele aus dieser ganzen Singer/Songwriter-Bagage können das, hin und wieder gibt's dann Ausnahmen - das neue Lied von Spaceman Spiff z.B. oder der tolle Stefan Flanders -, was wohl auch der Grund ist, warum ich Kevin Hamanns ClickClickDecker immer wieder eine Chance gebe. Früher, als er noch piepsige Elektrosounds in seiner Musik hatte oder auf der Split mit Lattekohlertor damals, fand ich ihn auch echt ganz wunderbar. Aber mal ehrlich, eigentlich hätten nach der Platte alle deutschen Singer/Songwriter aufhören sollen, also jedenfalls alle der schwermütigen Sorte.
Das wäre dann übrigens vor 10 1/2 Jahren gewesen. Damals erschien auch die erste Ausgabe der Zeitschrift "NEON", deren Website sich so liest wie ClickClickDecker klingt. Vielleicht hat Kevin Hamann sie damals abonniert! Wie auch immer, ganz schön lange Schlittenfahrt irgendwie, aber eingeschrieben bin ich immer noch, und eigentlich ist der größte Unterschied zu damals der, dass ich jetzt Bartwuchs habe. ClickClickDecker scheiße finden ist deutlich weniger wichtig.
Wobei er so scheiße ja dann doch nicht ist. "Ich glaub dir gar nichts und irgendwie doch alles" ist zwar irgendwie ziemlich prätentiöser sprachlicher Blödsinn (der Satz bedeutet halt so gut wie nichts, soll aber voll nach was klingen - da ist es wieder, das oben angesprochene Grundproblem), aber zwischen das ganze nach Sonntagskater und Sinnlosigkeit klingende Gesäusel und Genuschel mischen sich Glockenspiel, Klavier, diverse Percussions und überhaupt allerlei Kram, der in seiner Verspieltheit fast schon an früher erinnert. Das finde ich gut. Aber gibt's auch gute Songs?
Nö. Echt nicht. Alles vorhersehbar, öde, und das Genuschel wird spätestens nach fünf Liedern einfach nur noch nervig. Ich seh ihn vor mir, den verkaterten Langzeitstudenten mit den vor Selbstmitleid verquollenen Augen, der nicht weiß, was er will und wer er ist und was das Ganze soll, und der das vor allem auch gar nicht wissen will, und möchte ihm eine Schelle links und rechts verpassen. Dass ich mir damit irgendwo auch selbst eine verpassen möchte - geschenkt, wir sind ja nicht auf der Couch hier. Sondern in nem Punk-Fanzine. Und deshalb hör ich jetzt erstmal Kackschlacht, als Gegengift.