Pascow:
Diene der Party
Da isse! Eines der meisterwarteten blablabla usw usf, Werbesprech Ende, Pascow bringen endlich den Nachfolger zur "Alles muss kaputt sein" raus und ich hör mich da mal fleißig durch. Schön im Lehnsessel, Füße aufm Tisch, Bier ausm Weinkelch, einmal das ganze Menü bitte. Ganz geflissentlich lasse ich die feinen Melodien durch mein Gehör schlendern, schließlich will ich die Platte in ihrer Gänze erfassen, hab ja lange genug gewartet. Da kann man sich auch mal Zeit lassen! Meine Beziehung zu diesem Tonträger werde ich nun einfach mal versuchen, chronologisch aufzuarbeiten.
Tag 1: Post. Ne Promo-CD in der "Bastel-Edition", weil das Endprodukt noch nicht fertig ist. Das ist cool, DIY zieht immer. Statt Booklet ein selbst getackertes Heftchen im Fanzine-Format, sehr liebevoll. Ich trau mich zunächst gar nicht, das Ding in den CD-Player zu schieben. Erstmal Computer aus, Handy aus, Klingelschild abkleben, zur Sicherheit noch ne Bombendrohung im angrenzenden Flughafen, damit ich auch ja nicht gestört werde.
Tag 2: Erste Gedanken zu den abgelieferten Themen. "Lettre Noir", der Song über den "Ekel aus Tirol", sticht irgendwie heraus. Konkreter als gewohnt, aber auch persönlicher. Kann man aber auch mal laut sagen. Ich meine eine gedankliche Brücke zu "Zwickau sehen und sterben" zu erkennen, zu "Deutsche-Eiche-Vollpfosten" und zu Blut und Boden, wow, und ich nehme mir das komplette Booklet erneut vor, sind Pascow politischer geworden?
Tag 3: Quintessenz der Texte-Lektüre: Pascow sind hier und da wirklich konkreter geworden, bewahren sich aber ihre etwas eigene Art zu Texten, will sagen, es bleibt kryptisch, und trotzdem rufen die Songs Bilder hervor, die irgendwie stimmig sind. Gefällt mir.
Tag 4: Eigentlich eher Nacht 3. Ich werde irgendwann gegen 3-4 Uhr wach und hab nen Ohrwurm von "Zeit des Erwachens". Verdammt. Um 7 klingelt der Wecker, und ich hab nen Ohrwurm von "Unten am Fluss". Bevor ich mich an der Platte tot höre, lieber mal ne Pause einlegen.
Tag 6: Ich hatte mir schon am ersten Tag meine Song-Favoriten notiert: Im Raumanzug, Castle Rock, Zeit des Erwachens, Merkel-Jugend. Der Eindruck bleibt bestehen. Ich kenn mich halt einfach zu gut. Ha!
Tag 7: Nachdem ich mich mit mir selbst geeinigt habe, was die Hits sind, kann ich ja auch den Ohrwürmern Zeit geben, sich zu entfalten. Castle Rock, huiui, irgendwie stark, etwas untypischer Pascow-Song, aber so voller Kraft, ich bin irgendwie begeistert.
Tag 8: Wer ist eigentlich Ray Brower? Das Internet empfiehlt mir, mehr Stephen King zu lesen. Hat die Band eigentlich noch andere Inspirationsquellen? Achja, wie wär's mit All, Reagan Youth, Simon & Garfunkel, Black Flag, The Smiths, Dead Kennedys, Patti Smith - und Nickelback. Natürlich. "Ich hasse Nickelback" ist die schönste Zeile, die Pascow je geschrieben haben. Der Song selbst ("Smells Like Twen Spirit") sagt mir nicht wirklich zu.
Tag 9: Ich experimentier noch ein wenig und konzentriere mich einen kompletten Durchgang über auf den Bass. Der ist nämlich präsenter als früher. Daumen hoch an den Flöter.
Tag 10: Wie ist das denn nun mit der Weiterentwicklung? Der direkte Vergleich zum Vorgänger: Hm, ähnlich, aber nen Schritt weiter. Einige Songs hätten auch auf "Alles muss kaputt sein" gepasst, andere gehen ein Stück weiter. Wer mit dem letzten Album schon seine Probleme hatte, wird hier nicht glücklich.
Tag 11: Es gibt keine Singleauskopplung, aber es gibt ein Video. Zum Titelsong "Diene der Party". Wer hat denen eigentlich erzählt, das partytauglichste und album-untypischste Lied müsse unbedingt ausgekoppelt werden? Na, die werden schon wissen was sie tun.
Tag 12: Seit der "Richard Nixon Discopistole" hat Alex das "R" nicht mehr so schön gerollt.
Tag 13: Ich krame mal wieder ein paar Stephen-King-Bücher aus. Ungefähr die Hälfte davon hat nen Raben aufm Cover. Pascow klauen echt alles was nicht niet- und nagelfest ist.
Tag 14: Ich mach nen Haken auf der Checkliste: Das Album hat endgültig gezündet! Die Songs sitzen und irgendwie ist grad alles geil. Ging schneller als bei "Alles muss kaputt sein". Mag aber der intensiven Auseinandersetzung geschuldet sein. Aber, mal ehrlich, wer lässt nem Album schon 14 Tage Zeit, sich zu entfalten? Ich sollte meine Hörgewohnheiten perfektionieren. Der Platz in der Best-Of-Liste 2014 ist erstmal gesetzt.
Tag 15: Ich hab gelogen, eigentlich hab ich das Album nicht wirklich jeden Tag gehört. Sorry.
Tag 16: Noch ein Durchlauf! Ich versuche, heraus zu hören, welches der Song ist, den Pascow doppelt aufnehmen mussten (warum, sag ich nicht, bin ja keine Petze). Keine Chance. Kurt Ebelhäuser versteht sein Handwerk.
Tag 17: Ollo Pasccow wird im DIY-Booklet mit zwei c geschrieben. Wird das im Original auch so sein?
Tag 18: Noch schnell ne Lanze brechen für die Gitarrenarbeit. Kein Song kommt ohne Pascow-typische Gitarrenlinie aus. Geil! Bitte spielt niemals auf Festivals mit Publikum, das Gitarrenmelodien mitsingt. Brrr!
Tag 19: "Verratzt" ist der perfekte Song, um Gitarrenmitsinger weg zu schubsen. Der 41-Sekunden-prall-nach-vorne-Punk-Kracher. Jawoll!
Tag xx: So, jetzt muss ich meine Gedanken aber mal in schriftliche Form packen. Ab ins Netz damit.