Wer kennt noch "Punkrocködnis"? Damals, als wir noch jung waren, gab es eine Internet-Eintagsfliege auf Wordpress und Facebook, von der die gesamte Online-Punk-Welt so begeistert war, dass sie ihr nach einer Woche schon zum Hals raus hing. Und FINDUS waren auch dabei, ihr drittes Album "Vis a vis" bekam den
Text, den es verdient: "Ja ihr habt fernweh und heimweh zugleich. Kein Wunder wenn man sich irgendwo in der Belanglosigkeit eines Musikgenres befindet, dass von den Platten von Muff Potter lebt, man sich aber zugleich einer Szene nähert, die bereit ist, 40 Euro für ein Philipp Poisel Konzert zu latzen." Besser kann man nicht ausdrücken, was mich seit Jahren an eben jener Punk-Nische stört, in die Findus mit "Vis a vis" noch ein weiteres mehr oder weniger überflüssiges Werk hinein stopfen. Wie man dem entgeht, haben übrigens Pascow vorgemacht, auch wenn mir das in meinem Freundeskreis keiner glaubt, aber egal: Pascow sind düsterer und härter geworden ohne die Leichtigkeit von früher zu verlieren. Und vor allem haben sie geile Lieder, die sofort kicken. Findus sind vielleicht düsterer als früher, aber das war's auch schon.
"Vis a vis" erscheint zunächst wie ein typisches Album zum ErstnachfünfmalhörengutfindenundnachdemzehntenmalsoRICHTIG, aber dann plätschert die Platte auch nach zehn Durchläufen immer noch vor sich hin. Sie ist so dermaßen belanglos, dass ich z.B. auf der Suche nach Musik für den Kater danach, wenn ich was brauche, was absolut nicht weh tut, aber trotzdem irgendwie schön ist, immer bei ihr hängen geblieben bin - und es hinterher bereut habe, weil halt trotzdem einfach nichts hängen bleiben will. Gut, "Nachtwache" hat (vor allem textlich) Tiefgang, und "Alcatraz" macht kurz einigermaßen glücklich, wenn man sich zufällig gerade eh schon gut gefühlt hat, aber das war's auch schon, zu den anderen Liedern kann ich auch nach 15 Durchläufen nichts wesentliches schreiben.
Schade! In meiner Küche hängt eine Findus-Schürze, die ich mir zu Zeiten ihres Debütalbums "Sansibar" gekauft habe. Damals habe ich die Band noch als eine Art originelle Mischung aus Trend und Wohlstandskinder beschrieben, und das Album lief wegen seiner packenden Melodien und der naiven, lebendigen, irgendwie unbekümmert-kindlichen Atmosphäre bei mir rauf und runter und half mir durch so manche schwere Stunde. Davon war schon auf dem zweiten Album "Mrugalla" nur noch wenig zu spüren, das Kindliche war durch diesen merkwürdigen Klugscheißer-Weltschmerz ersetzt worden, den Jugendliche oft vor sich her tragen, und mit "Vis a vis" ist der Kater jetzt wohl leider erwachsen geworden.