Chuck Ragan:
Till Midnight
Schon wieder Chuck Ragan! Nachdem ich vor kurzem das Vergnügen hatte, die MP3-Version seiner ausschließlich auf Vinyl (ohne Downloadcode!) erschienenen Live-Platte "Live at Skater's Palace" zu besprechen, bringt der der Typ doch glatt ein neues Album aus. Und das ist, wie sollte es auch anders sein, gut. Nicht überragend, nicht weltbewegend, einfach gut. Mit Schlagzeug in jedem Lied und noch anderen Rock-Instrumenten, sprich: der Mann hat sich eine Band rangekarrt. Trotzdem wirken die Songs nicht etwa rauer, sondern eher braver als früher, und das finde ich schade. Schließlich bekomme ich bei Ragan-Klassikern wie "California Burritos", "Open Up and Wail" oder "The Boat" immer noch Gänsehaut und was weiß ich noch alles, und das bleibt bei "'Till Midnight" leider aus. Kann natürlich auch an mir liegen. Aber ich glaube, es liegt an der Band: die erledigt jetzt die ganze Arbeit, die vorher alleine erledigt werden musste, und dabei bleibt dann wohl einiges an Emotion auf der Strecke. Die Lieder sind ja nicht unbedingt schlechter als früher, aber wütend ist da so gut wie nichts mehr, es fehlt das gewisse Etwas; der Country-Protestsänger Chuck Ragan ist dem Auf-der-Veranda-Rumsitz-Country-Onkel Chuck Ragan gewichen. Das ist natürlich jetzt im Frühling auch ganz schön, denn wer sitzt nicht gerne auf der Veranda und trinkt Whiskey und träumt davon jemanden zu haben, mit dem man z.B. zu "You And I Alone" (Lied Nr. 7 auf der Platte) schunkeln könnte, aber ich hör dann doch lieber die ersten beiden Alben und das großartige Live-Album "Los Feliz".