Die neue Lunatics-Platte ist raus. Vier Jahre hat es gedauert, jetzt kann man das neue Glitzerrund käuflich erwerben. Leichte Verzögerungen (ganz leichte) gab es, weil das ganze Ding quasi zweimal eingespielt werden musste, da es Unstimmigkeiten im Produktionsablauf gab, um es mal so zu nennen. Der Vorteil dieser Verzögerung ist, dass die Band NOCH besser vorbereitet und doppelt so eingeübt ist und auch so klingt. Hier bitte ernstgemeinte Adjektive wie "tight", "spielfreudig" und "abgebrüht" hinzufügen.
An Sound und Inhalt hat sich gegenüber dem Vorgänger "Bilingual" nichts geändert. Musikalisch gibt es Rock'n'Roll, Rockabilly, 50s-Schlager, Surf, Country und Punk - alles stimmig zusammengelötet, egal ob bissiger Rocker oder swingiger Boogie. Also musikalisch gibt es hier nichts zu meckern. Besonders die Gitarrenarbeit ist hervorzuheben, die nie aufdringlich ist, aber immer den richtigen Kniff in der Tasche hat.
Die Texte sind wieder zur Hälfte deutsch und zur Hälfte amerikanisch. Entschuldigung, englisch. Aber bei Rockabilly-Ästhetik muss ich halt eher an die Vereinigten Staaten als an die Europäische Insel denken. Sympathisch an den englischen Text ist vor allem Franky's zart kölscher Akzent, aber das habe ich ja
hier schon gesagt. Tatsächlich sind die deutschen Texte noch eine spur charmanter, weil sie gefühlt die Brücke zwischen Eddie Cochran und Peter Kraus oder Ted Herold schlagen. Man fühlt sich quasi in die Wirtschaftswunderzeit versetzt.
Inhaltlich geht es von Kannibalismus wie in "Gehirn zum Wein" (Hannibal-Referenz!) oder "Flaschenkarl" über Bier am Baggersee bis hin zu den geschätzten Damen (natürlich). Meist mit einem Augenzwinkern aber nie platt oder albern und immer eine Lanze für den kleinen Mann brechend. Ich weiß nicht, ob es allen so geht, aber ich fühle mich in Stücken wie "Geheimagent", "Sonntag" oder "Echte Mädchen" gleich zuhause. Fläsch Bier in die Faust und Wachs in die Mähne!