Punk Cover gibt es ja wie Sand in der Kimme. Meist wenig originell und selten wirklich gut. Nach dem sechsten Bier kann man das live schon mal lustig finden, aber leider sind ambitionierte Neuinterpretationen selten. Entweder wird ein „albernes“ Pop- oder Wasauchimmer-Stück zerrockt und zerschreddert (machen Metalbands auch gerne) oder man hangelt sich nah am Original entlang, was selten zu einem Genussgewinn führt.
Ein Lichtblick in dieser Punkrocködnis (hrhr) sind dabei die Gimme Gimmes. Originell ist das zwar auch nicht, aber man merkt dieser All-Star-Band die Liebe zu einer guten Komposition an, gleich ob Country, Chanson oder 60s. Die Auswahl ist also der Star und so steht und fällt die Neuinterpretation oft mit der Qualität des Originalstückes. Was die Gimme Gimmes außerdem gut drauf haben ist, die Stücke an den richtigen Stellen zu reduzieren, um sie dem gebräuchlichen Skatepunk-Format anzupassen, ohne aber dabei die Melodien und den Charme der Komposition zu verhunzen.
Für ihre neue Platte „Are We Not Men We Are Diva!” hat die Band sich als roten Faden die Stücke von vermeintlichen Diven ausgesucht. Gelungen finde ich hierbei Gloria Gaynor’s „I will survive“, das ähnlich wie die Version von Cake auf Discokram verzichtet und dabei gewinnt. Das bereits
vorab veröffentlichte „Straight Up“ von Paula Abdul ist für mich das stärkste Stück auf der Platte, allerdings liegt das wie bereits erwähnt auch am großartigen (ernsthaft!) Original. Gefolgt vom Tiefpunkt: „Believe“ von Cher. War vorher schon kacke und kann auch hier nicht gerettet werden. Christina Aguilera’s „Beautiful“ wird schön umgesetzt, ähnlich wie es schon
NTN aus Münster für den Punk Chartbusters-Sampler getan haben. Celine Dion’s „My Heart will go on“ floppt leider auch in meinen Ohren. Die folkige Umsetzung ist zwar eine nette Abwechslung zum punkigen Gitarrenschrammel, aber das ist auch genau das, was fehlt. Bei Old Man Markley würde das sicher gut kommen, aber auf dieser Platte bricht die Stimmung leider etwas ein.
Absatz zum Augenschonen. „I will always love you“ ist von Dolly Parton aber durch Whitney Houston und den Body Guard-Film (die älteren werden sich erinnern) bekannt geworden. Das klingt dann wieder ganz schmissig und wird sympathisch gelöst. „Top of the world“ von den Carpenters geht auch klar, auch wenn ich wohl übersehe, warum das ein Diva-Stück ist und nicht schon auf der Country-Platte „Love Their Country“ zu finden war. „Speechless“ von Lady Gaga kannte ich zugegebener Maßen nicht vorher, kommt aber gut. War das ein Hit in der normalen Welt? „Karma Chameleon“ von Boy George seinem Culture Club war ein Hit, aber leider kein gutes Lied. Auch hier können die Gimmes Gimmes nichts retten, finde ich. Skip!
„Crazy For You“ ist leider nicht das von Hasselhoff sondern von Madonna. Beides Diven! Aber dieses kannte ich auch nicht bisher. Kommt hier als entspannte Ukulele vs. Saxophon-Version. Könnte auch als neue Titelmelodie für eine witzige Teenager-Serie funktionieren. „On The Radio“ ist ein Discohit von Donna Summer. Ist mir zwar bekannt, aber eher am Rande. Vermutlich deswegen löst auch diese Interpretation kein Hurra bei mir aus. „The Way we were“ von Barbara Streisand ist dann als Abschluss noch mal ein Hochlicht, weil der sonst so schmachtige Fetzen noch mal richtig durchgeschüttelt wird. Hier das
eigentliche Original.