Irish Folk kann so wunderbar sein. Eine meiner aktuellen Lieblingsplatten beispielsweise stammt original aus Irland und klingt urwüchsig, wehmütig und lebensfroh gleichermaßen: "Cold Old Fire" von Lynched. Da fühlt man sich tatsächlich in ein uraltes Dublin versetzt, in verrauchte Kneipen, in denen die Menschen sich das Elend schön gesoffen haben. Und das ganz unromantisch, sondern sehr direkt, unmittelbar, anarchisch.

Leider darf sich der irischen Melodieführung aber auch jede dahergelaufene Punk- oder Rock-Band bedienen. Paddy's Funeral z.B. geben schon mit der Namensgebung kund, dass sie nicht ernst genommen werden wollen. Geboten wird auf "Celtic Voodoo" (ach du meine Güte) dann auch jene Sorte Folk Punk, die das Elend weitestgehend ignoriert und nur noch das Saufen abfeiert. Musikalisch ist das nicht schlecht, der Sänger z.B. hat eine nette Reibeisenstimme, und die Einflüsse aus dem Schweden-Rock'n'Roll hat die Band vermutlich exklusiv. Allein, es funktioniert bei mir nicht, "Celtic Voodoo" (herrje) wirkt als Ganzes überhaupt nicht ganz, sondern eben wie eine merkwürdige Mischung. Da hilft es dann auch nicht wirklich, dass sich sogar ein Coversong von Danzig auf die Platte verirrt hat. Im Endeffekt kommt etwas typisch deutsches (die Band stammt aus Göttingen) dabei rum: der Versuch, Irish Folk für etwas zu instrumentalisieren, zu dem er einfach nicht passt.