Verlorene Jungs:
s/t
Da wage ich mich jetzt aber wirklich an was: Verlorene Jungs haben ein neues Album draußen, welches "verlorene jungs (vorwärts geschrieben), verlorene jungs (rückwärts geschrieben), verlorene jungs (vorwärts geschrieben), verlorene jungs (rückwärts geschrieben), verlorene jungs (vorwärts geschrieben)" heißt. Das ist innovativ und neu. "Neu" scheint übrigens auch das Stichwort bei dieser Band mit der sehr bewegten Vergangenheit zu sein. Unter uns: Als wir diese CD bekamen, ging erstmal ein Raunen durch die Bierschinkenredaktion und es wurden Sätze laut, wie "Sind die nicht rechts, oder Grauzone?!". Mir selbst grummelte auch stark der Magen bei der Entscheidung, ob ich darüber jetzt wirklich schreiben soll. Ich glaube ich wollte einfach nur ein wenig Kontrast zu meiner letzen Plattenbesprechung. Trotzdem habe ich gerade etwas das Internet bemüht und im Gegensatz zu meinen meisten CD-Besprechungen auch mal etwas mehr recherchiert. Verlorene Jungs waren auf jeden Fall mal Grauzone. Hatten Kontakte zu unterschiedlichen Bands und einen Drummer, welche der rechten Szene so nah standen, dass es schon sehr widerlich wird, ABER das scheint nun auch wieder einige Jahre her zu sein. Verlorene Jungs betreiben nun schon seit etwas Längerem eine Imagepolitur mit Beiträgen zu Samplern, wie "Skinheads gegen Rassismus" oder kürzlichst "Laut gegen Rechts".
So, das ist es, was ich so herausfinden konnte. Vielleicht weiß der ein oder andere mehr, oder hat da 'ne andere Meinung zu. Ich finde, dass man Bands, die nun wirklich klar Stellung beziehen, nicht immer mit ihrer Vergangenheit bashen sollte. Auf der anderen Seite bin ich aber auch nicht blöd und weiß natürlich nicht, ob nicht immer noch in der Lieblingskneipe von den Jungs Landser gefeiert wird, oder noch im Kleiderschrank ein altes Skrewdriver-Shirt hängt. Unterstellungen ohne Grundlage sind aber auch dämlich.
Nun aber zur Musik:
Das Album ist angenehm abwechslungsreich. Hier mal etwas Melodie ("Wahn und Lüge"), hier mal eine Ballade ("Monoton"), da ein bisschen Rock'n'Roll ("Niemand sagt Dir es wird leicht") oder ein druckvolles Punklied ("Menschfresser" von Rio Reiser, oder "48 Stunden"). Off-Beats (wenn auch kein Ska) gibt es auch ("Komm wir gehen"). Ich muss ja ehrlich zugeben, dass ich richtig stumpfen Oi! erwartet habe. So "Oi! Oi! Oi! Wir sind die Verlorenen Jungs! Oi! Oi! Oi!" oder dass die wenigstens ihren Bandnamen rückwärts singen. Aber das hier hat eher einen Stadionrockfaktor wie bei den toten Hosen, oder eine Melancholie wie bei Muff Potter, obwohl da der Vergleich dann doch alleine schon an der mangelnden Tiefe der Texte der Verlorenen Jungs scheitert. Obwohl sie meiner Meinung nach schon versuchen an Bands wie Muff Potter, oder Crash Casino (diese werden die wahrscheinlich nicht mal kennen, aber mir fiel keine andere, bekanntere Band ein) heran zu kommen.
Fazit: Angenehm abwechslungsreich und angenehm hörbar, auch wenn es teils ein wenig in Richtung Stadionrock geht und Skins, die auf deep machen für mich doch ein klitzekleines bisschen unglaubwürdig sind.