Dv Hvnd:
Die nächste Flut
CD limitiert auf 100 Stück, ein Inlay mit schönem Artwork, das wars - Überambitioniert kann ja jeder, das hier nenne ich wahrhaft bodenständig.
Wahrscheinlich ist der Karton, in welchem die Exemplare des neuen DV-HVND-Releases aufbewahrt werden, genau dann leer geräumt, wenn jede/r halbwegs Punkrockinteressierte Hörer/in aus Idstein, wo die Band herkommt, zugegriffen hat.
Beim Einlegen hätte ich mit einem Filmsample gerechnet, das gibt es dann aber später. Zuerst gibt die Band Vollgas mit melodischem Punkrock, sehr sehr prolligem Gesang und Lyrics irgendwo zwischen Selbstzweifeln und Bier. Die Stimme hält und verdünnt zu keiner Sekunde. Das ganze Album lang. Beachtlich. Cover und Songtitel schlagen auch gleich die Brücke zum Gewollten: Nachdenklicher Punkrock mit Hirn und ohne Zeigefinger, mit viel Persönlichem und Schielen Richtung Kölner und Hamburger Schule, vielleicht auch mal ins Saarland zu Pascow, doch dazu ist die Atmosphäre fast ein bisschen zu düster und verbittert. An mancher Stelle schießen DV HVND textlich und musikalisch locker aus der Emo-Hüfte, manchmal kommt man dann doch zu sehr mit der Brechstange daher, vor allem wenn man es sich beim Songwriting zu einfach macht und knapp an hessischem Deutschrock vorbeionkelt ("Schwarz Weiss Grau"). Mangelnde Eingängigkeit kann man den Songs somit nicht vorwerfen. Ein bisschen mehr Hintersinn hier und da wäre vielleicht nicht ganz verkehrt gewesen und die stumpfe Rockballade zum Abschluss hätte ich wohl auch eher auf der Wand der Kneipentoilette gelassen. Allerdings ist mir so ein flotter, selbstproduzierter Deutschpunksound mit leichter Dorfromantik tausend Mal lieber als urbaner, angesagter Indie-Rock fürs Stadtmagazin, der so tut als sei er angepisst (Adam Angst). Wer Mitte 20 ist, noch nicht genau weiß, wohin es mit ihm/ihr gehen soll und Bock auf Refrains zum Mitsingen hat, der/die greift zu und sichert sich eins der 99 übrigen Exemplare von "Die nächste Flut". Live sicherlich mehr als lohnenswert!