Als ich das erste Mal über den Homeless Gospel Choir stolperte, war das beim Hören des kostenlosen Anti-Flag-Records-Samplers. Dort fand man den Song "Untitled", welcher ebenfalls auf diesem Debut-Album zu finden ist. Dieser war schon damals mit seiner depressiven, aber trotzdem bissigen Art, der interessanten, leicht weinerlichen Stimme des Sängers und mit dem plötzlichen Einsetzen der Band, ein Highlight des Samplers, aber rollen wir die Sache doch mal von hinten auf und sprechen zuerst einmal über das Album selbst.

Produziert wurde das Ganze von niemand anderem als Chris#2 von Anti-Flag. Der Name ist ja eigentlich schon ein Garant für 1A politischen Punkrock.
Genau das bekommen wir auf I Used To Be So Young serviert. Meistens gibt es abwechslungsreiche Akustikgitarre, die noch mal abwechslungsreicher wird durch eine gelegentlich einsetzende Band. Darauf gibt es leicht weinerlichen Gesang. Dieser passt perfekt zur melancholischen Grundhaltung des Albums an sich. Der Sänger Derek Zanett verzweifelt aber nicht, sondern antwortet zumeist mit bissiger Ironie auf das Konsumverhalten oder die allgemeine Apartheit in der Welt, während der Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit immer wieder auf der Platte anklingen. "And please don't think that Jesus wants you to kill other people because they're Muslim" ist nur ein Beispiel für wirklich gute Texte, die in diese Richtung gehen. Apropos Jesus; dieser ist auch ein zentrales Thema auf der Platte. Zanett scheint gläubig zu sein und das finde ich auch voll okay, solange er auf dem Album immer wieder Seitenhiebe gegen die typisch konservativen Republikaner-Christen austeilt. Häufig mit dem Satz "Jesus Christ didn't die for you to be an asshole."

Ansonsten mag ich die Experimentierfreudigkeit mit welcher auch gerne mal eine ganze Band ins Spiel gebracht wird. Auf Untitled sorgt das für einen richtigen Kracher zur Mitte des Songs und Some People wird dadurch zur schnellen und tanzbaren Nummer. Was ich ein bisschen merkwürdig finde, ist die Qualität der Stimme. Man merkt ja schon eigentlich an der Instrumentierung, dass das Album professionell aufgenommen wurde, wohl ein bisschen Street-Feeling soll aber die Stimme erzeugen. Diese klingt nämlich sobald Zanett diese hebt, wie von einem schlechten Kasi aufgenommen. Das kann man mögen, oder auch nicht.

Abschließend ist zu sagen, dass I Used To Be So Young auf eine melancholische Art den Finger in die Wunden dieser Welt legt und ganz nebenbei ein bisschen über das Älter werden weint. Ansonsten gibt es abwechslungsreichen Akustik-Punkrock, über welchem die ganze Zeit der gute Jesus steht.

Funfact: Nachdem ich das Album zum ersten Mal durchgehört habe, musste ich mir zunächst Lust For Life von Iggy Pop anhören um aus der Melancholie zu kommen.