The Bones:
Flash The Leather
Das waren noch Zeiten, als man am Wochenende mit röhrendem V8 Motor zur nächstgelegenen Rock'n'Roll-Show fuhr. Fenster runter, Radio aufgedreht, den Arm lässig um sein Mädchen gelegt, wir waren schon coole Typen damals.
Heute bauen Autohersteller wie Volvo noch nicht mal mehr Sechszylinder in ihre Schwedenpanzer (Zitat "AutoBild").
Und so klingen auch THE BONES 2015. Wie ein Hybridfahrzeug auf dem Highway to Bedeutungslosigkeit. Kann zügig fahren, glänzt schön und tut der Umwelt nicht so weh, ist allerdings auch ziemlich bieder und weit, weit weg vom Charme eines schrottreifen Chevrolets. Ich liebe die Band für Platten wie "Screwed, Blued and Tattoed", oder "Bigger than Jesus", auch "Straight Flush Ghetto" und "Burnout Boulevard" hatten ihre Hits, aber irgendwo zwischen "Monkeys with guns" (dem Album, nicht dem gleichnamigen Song) und "Flash the leather" haben sie sich wohl verfahren und sind auf irgendeinem Dorfschützenfest hängen geblieben, anders kann ich mir diese Bierzeltmusik nicht erklären. Wo ist der Witz und die Ironie von Songs wie "Memphis '77" oder "Hot Rod Teen"? Wann wurde aus "Graveyard Gloria" die zahnlose "Ms. Mortuary"? Und was, bitte schön, soll dieses anbiedernde "Die wilden Jahre" mit gesanglicher Unterstützung von Sammy Amara??!!! Dessen schwülstiges Organ kann ich schon bei den BROILERS nicht ertragen.
Mir blutet echt das Herz, dass ich meine einstige Lieblingsband hier so abwatschen muss, aber die BONES klingen auf "Flash the leather" wie eine einfallslose Kopie ihrer selbst. Die angestrebte Zielgruppe wird's abfeiern, aber leider besteht die mittlerweile nicht mehr aus rebellischen Sick-Boys mit FTW-Attitüde, sondern eher aus bierbäuchigen Herren in der Midlife-Crisis, die knietief in Außenseiterromantik waten. Wer sich davon angesprochen fühlt, greift beherzt zu, alle anderen gönnen sich ein wenig Nostalgie mit den ersten beiden Alben und schauen dann, was die unendliche Musiklandschaft dieser Tage sonst noch so bereithält.