Fat Music Vol. 8:
Going Nowhere Fat
Oh, ein neuer Fat Wreck Sampler! Eine Reihe, von welcher wenigstens ein paar Compilations in jedem gut sortierten Punkrockregal stehen sollten. Aber hören wir doch mal rein, ob Fat Wreck es nach 25 Jahren immer noch versteht, uns mit der Speerspitze des US-Punkrocks zu versorgen. Am besten nehmen wir uns dafür etwas Zeit und besprechen jeden Song einzeln.
Banner Pilot - Modern Shakes:
Netter Punkrock, aber die Stimme des Sängers finde ich auf Dauer etwas anstrengend. Der klingt ja fast wie der Typ von Nonstop Stereo. Ich muss bei diesem Satz schmunzeln.
Masked Intruder - The Most Beautiful Girl:
Typischer Masked-Intruder-Song. Flotter Punkrock, garniert mit guter Melodie und schön poppigen Stimmchen mit viel Chorus. Gutes Ding, nur der Text könnte etwas besser sein.
Lagwagon - The Cog In The Machine:
Definitiv einer der besseren Lagwagon-Songs. Schöner Vollgaspunkrock.
Pears - Snowflake:
Von Pears habe ich wirklich noch nie was gehört; irgendwie eine typische Band für die Fat-Sampler. Durchaus schneller Punkrock, Gesang schwangt zwischen clean und geschrien. Das ist ganz nett, aber jetzt auch nicht so neu.
Mad Caddies - Shoot Out The Lights:
Der Song erinnert mich an richtigen Oldschool-Raggae. Eher langsame Off-Beats, aber durchaus skankbar und einen netten Ohrwurm gibt es außerdem. Trotzdem mag ich es dann doch meist mehr, wenn die Mad Caddies einen Schnellen raushauen.
Me First and the Gimme Gimmes - Straight Up:
Eine Band, die mich noch nie wirklich überzeugen konnte, aber vielleicht ändern sich das ja jetzt. Nicht jedoch durch den Song Straight Up. Dieser enthält genau die Gründe, weshalb mich diese Band nicht interessiert. Ein Sänger, der auch gut im Radio singen könnte und irgendwie allgemein Punkrock, der schlecht im Popgewand getarnt wurde.
toyGuitar - When It Was Over:
toyGuitar stechen etwas raus. Erinnert mich stark an Bands wie Buzzcocks, oder Undertones. Also irgendwie 80er-Punkrock. Joa, das kann man sich heute auch noch geben.
Get Dead - Welcome To Hell:
Get Dead habe ich diesen Sommer schon zwei Mal live gesehen, aber noch kein Studiozeugs von angehört. Beim Hören von Welcome To Hell war ich zunächst mal begeistert, dass es der Sänger seine unglaublich mitreißende Livestimme, welche auf mich etwas leidendes und abgefucktes hat, auch so auf das Album transportieren kann. Ansonsten gefällt mir der Wechsel zwischen disharmonischen Moll-Off-Beats und schnellem Punkrock.
CJ Ramone - One More Chance:
Die gehen auch nicht tot, oder? Ich dachte immer, dass außer Marky keiner von denen mehr aktiv ist. Musikalisch ist das okay; steckt sehr viel Ramones drin, aber warum sollte man eine Kopie hören, wenn man auch das Original hören kann?
Good Riddance - Running on Fumes:
Musik a la Strike Anywhere und Rise Against. Kann man hören.
Night Birds - Left in the Middle:
Die Stimme ist etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert mich fast an 70er-Jahre Metal. Der Rest ist flott und gut gemacht.
Less Than Jake - Good Enough:
Gerade die neueren Alben dieser Band gehen einfach nur sehr schwer runter. Für mich ist das vielmehr College-Rock mit leichten Ska-Einflüssen. Mir fehlt da die Party und der Punkrock. Live ist das wieder 'ne andere Kiste.
Strung Out - Rats in the Walls:
Strung Out sind ja live meist "hui!" und auf Platte eher "buh!". Zum Glück gibt es Ausnahmen und dieser Song gehört dazu. Hier gibt es schönes, schnelles Gefrickel und dann noch ein schönes Brett an Punkrock. Super, warum nicht immer so, die Herren?
The Flatliners - Bury Me:
Eine weitere Ami-Skate-Punk-Band, welche perfekt auf diesen Sampler passt. Mir gefällt, dass der Sänger nicht poppig, sondern mit schön rauer Whiskey-Stimme singt.
Darius Koski - Fond Of, Lost To:
Hillbilly/Country for the road. Passt irgendwie nicht so ganz ins Konzept, obwohl es natürlich schon etwas Abwechslung bringt. Allgemein ist auffällig, dass die Fat Wreck-Sampler mit der Zeit etwas heterogener geworden sind.
Leftöver Crack - The Lie Of Luck:
Gefällt mir. Flotter, gut herausstechender Bass und gute, schnell runtergeschmetterte Lyrics. Leftover Crack sind wieder da, und wie!
Bad Cop/Bad Cop - Nightmare:
Den Bandnamen liest man ja in letzter Zeit auch öfter. Völlig zu Recht! Ich finde es super, dass es momentan wieder mehr gute Female-Fronted-Punkrock-Bands gibt.
Old Man Markley - Stupid Today:
Der alte Mann macht Folk mit Punkrock. Schunkeln, Tanzen und leichte Hillbilly-Instrumentierung. Mich stört wieder mal die Stimme. Bei so einer Musik sollte man dann schon die raue Folkstimme ergröhlen lassen, oder wenigstens irgendeinen Akzent (wenn auch ausgedachten) haben. Hier ist mir das zu poppig und zu sauber.
Morning Glory - Life's a Long Revenge:
Wo Leftover Crack sind können Morning Glory ja nicht weit sein; so auch auf diesem Sampler. Hier muss ich jetzt aber mal den Standard-Spruch bringen, dass ich die früher besser fand. Früher war mehr richtig schneller Punkrock, mit noch schnelleren Skaparts; heute wird mehr auf Ohrwurm und weniger auf Wahnsinn gesetzt. Das finde ich schade.
NOFX - SF Clits (Demo Version):
Oh, ein neuer Demosong von NoFX; ist dieser etwa ein Vorgeschmack auf ein neues Album? Qualitativ wirkt das Ganze auf jeden Fall noch nicht ganz sauber abgemischt, aber das stört mich nicht. Soll wohl wirklich nur ein Vorgeschmack sein. Macht aber schon Lust auf mehr. Typisch NoFX halt.
Snuff - In the Stocks:
Snuff hören macht Spaß. Hier werden die Verstärker aufgerissen und gut aufs Schlagzeug gehauen.
Swingin' Utters - Taking on the Stale Green Light:
Swingin' Utters wurden mir schon des Öfteren empfohlen. Finde es gerade auf diesem Sampler nicht so herausstechend, aber immer noch gut hörbar und zwischen den vielen guten Bands ist es wohl auch nicht so schlecht, wenn man eher nicht heraussticht.
Western Addiction - Ex-Humans:
Stimmlich klingt der Sänger wie Fat Mike mit mehr Arschtritt. Auch die Musik will wohl Arschtritt haben, aber ich hätte dann vielleicht doch lieber mehr Fat Mike und weniger auf "Dicke Eier". Weniger Schreien, Junge!
The Real McKenzies - Up on a Motorbike:
Hach, alleine die Art, wie der Sänger den Songtitel direkt am Anfang des Songs ausspricht...dieser herrliche schottische Akzent! Wunderbar! Früher fand ich ja die anderen Bands aus der Ecke (Dropkick Murphys, Flogging Molly usw.) deutlich besser. Mit ihren neueren Alben, liegen aber ganz klar die McKenzies vorne. Schöner Shamrock-Punk. Tolle Sache!
Home Street Home - Monsters:
Der Titelsong zum Musical Home Street Home; und wie ist dieses doch als Punkverrat verrissen worden! Zu Unrecht, meiner Meinung nach. Zunächst einmal glaube ich, dass das Projekt für den Musical-Fan Fat Mike wirklich eine Herzensangelegenheit ist und außerdem behandelt es ein sehr ernstes Thema, welches momentan irgendwie ein bisschen unter den Tisch fällt. Der hier zu hörende Titelsong jedenfalls hinterlässt bei mir ein nachdenkliches Gefühl und eine Mischung aus Trauer und Wut. Ich muss unwillkürlich an die Geschichten denken, wenn mir Jugendliche oder Kinder erzählen bzw. erzählt haben; was sie schon erleben mussten. Geschichten, bei denen ich nur froh bin, dass ich nette Eltern habe und auch auf eine relativ heile Kindheit zurückblicken kann. Viele Menschen konnten und können das immer noch nicht von sich sagen. Mich stimmt es jedes Mal traurig, wenn Leute in ihren frühen Jahren schon so traumatisiert sind, dass sie davon ihr ganzes Leben nicht mehr loskommen. Deswegen finde ich es lobenswert, dass das Musical sich mit diesem Thema auseinander setze. Den Song selbst finde ich auch großartig, beginnt er doch langsam, und mit einer depressiven Grundhaltung, um dann von einem typischen NoFx-Mittelteil gekickt zu werden, während er die Geschichte eines Mädchens erzählt, welches von ihrem Vater missbraucht wird und deswegen in der Flucht die (Er-)Lösung sucht. Außerdem ist der Song ein verdammter Ohrwurm und die Sängerin kann was!
Fazit: Fat Wreck sind alt und haben sich verändert; wissen aber immer noch, wie man es schafft, die besten Punkbands auf seinem Label zu versammeln. Für Fans der Sampler-Reihe ist diese Compilation sowieso eine Pflichtanschaffung, aber auch sonst sollte das jeder mal auschecken, der nicht auf Deutschpunk hängen geblieben ist.