EA80:
Licht (Rerelease)
Eine undankbare Aufgabe.
In den meisten Fälle sieht eine EA80 Review so aus, dass sie im ersten Teil vergöttert werden, und nachdem man seine Unterwürfigkeit ausgiebig geschildert hat, wird dann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen. Im zweiten Teil folgen höchstens noch ein paar Eckdaten zur Aufmachung. Bei diesem Schema sollte man bleiben, wenn man sich nicht zur Zielscheibe der "Szene" machen möchte. Demnach: eine undankbare Aufgabe.
Licht ist das Rerelease der 1989 erschienenen Platte von EA80. Erscheint nun im original Artwork, was ich generell begrüße. Die CD kommt erstmals als Digipak. Die Vinyledition kommt in einem UV-lackierten 4-farbigen Cover im original Artwork mit allen Texten auf der Rückseite und inklusive der Bonus-7" “Marthy”.
Der beiliegenden Info kann ich nicht entnehmen, warum man sich entschied, diese Platte neu aufzulegen. Ich weiß nicht, welche Rolle "Licht" im Gesamtwerk einnimmt. Oder wollte man nur eine möglichst alte Platte neu auflegen, die ein gutes Gesamtkonzept hat, vom Cover bis hin zur Qualität der Aufnahme und Songs? Das ist hier gelungen. Die Songs sind für EA80-Verhältnisse sehr eingängig, allerdings fehlt mir Wucht, Aggressivität, Düsternis und Kompromisslosigkeit, was ich an anderen EA80 Platten mag. Licht scheint nicht nur der Titel des Werks zu sein, sondern auch teilweise Programm. Selbstverständlich immer an EA80 selbst gemessen. Überraschend finde ich dann den "hellsten" Song "Das Erbe" am besten. Der erinnert mich nämlich nicht nur an EA80, sondern klingt wie eine schnelle EA80-/Deutschpunk-Variante eines Stone Roses Songs. Dazu dieser großartige, melancholische Text.
Die Platte ist was für den EA80-Fan, der seine Sammlung vervollständigen muss, für EA80-Einsteiger eher weniger, weil einem sich hier zwar ein sehr gute Punkplatte präsentiert, aber sich einem nicht die Genialität der Band erschließt, die die zuvor geschilderte Vergötterung rechtfertigt.