Vinnie Caruana:
Survivor's Guilt
Da habe ich ja mal wieder Glück gehabt. Zwar läuft Survivor's Guilt unter dem Begriff Solo-Album, trotzdem erwarten den Hörer nicht die typischen zehn Akustik-Songs, welche im schlimmsten Fall noch alle gleich klingen, sondern durchaus flotte Punkrock-Songs. Dies ist, anders als bei Caruanas 2013 erschienener Akustik-EP "City By The Sea" dem Faktum geschuldet, dass sich der Sänger, trotz der Titulierung als Solo-Platte, ein wenig Hilfe geholt hat. Diese Hilfe hört auf den Namen Kellen Robsen und Brett 'The Rat' Pomnes. Die beiden sorgen dafür, dass die Songs von Survivor's Guilt nicht nur mit Stimme und Klampfe alleine im Raum stehen, sondern auch durch ein volles Bandensemble auf dem Album unterlegt werden.
Die Freude über diesen Fakt hält bei mir übrigens nicht lange. Tatsächlich gibt es fast nichts auf dem Album, was die Attribute "Punk" und "Flott" verdient hätte. Lediglich "Burn It Down" und "Gem Street" gehen ein wenig in die Richtung. Durchgehalten wird das jedoch selbst bei diesen nicht. Die Scheibe hat jedoch auch noch deutlich dunklere Seiten und mit dunkel meine ich wirklich widerlich dunkelstes Schmalz-Geplärre. Puh, da gibt es zum Beispiel diesen Song "We Don't Have To Die Alone" bei dem ich die erste Minute denke, dass Caruana an Weihnachten bei seinen Schwiegereltern unterm Baum sitzt und dann mit der Klampfe diesen Song spielt. Dabei trägt er einen Rollkragenpulli und glotzt seine Freundin verliebt-debil an. Papa geht das aufn Sack, weshalb er sich heimlich einen Kurzen nach dem anderen gönnt, während seine Frau und seine Tochter den Musiker mit zusammengelegten Händen anschauen und immer wieder ein "Ach, wie schön!" ausstoßen. Auch, als die Band einsetzt und das Geplänkel sacht mit Schlagzeug und Cello untermalt wird, will die Szenerie vor dem Kamin vor meinem inneren Augen nicht verschwinden. Auch der Song "Survivor's Guilt" schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Immerhin begleitet hier die Band den ganzen Song, dafür ist das alles noch mal eine ganz Ecke depressiver. Yay, was ein Spaß! Und so oder so ähnlich zieht es sich dann auch durch das ganze Album. Am Ende puhle ich mir angewidert den pink-grauen Rotz aus meiner Ohrmuschel und schmiere diesen auf die Platte, wo er hingehört.
Fazit: Ein Akustik-Typ, der andere, auch bestimmt gute Musiker, an die Hand bekommt und dann daraus so eine Heul-Veranstaltung macht. Ganz toll!