Meine ältere Tochter wollte kürzlich mit einem Billigflug nach New York. 150 EUR hin und zurück. Donnerstag Abend mit dem Flieger nach Kopenhagen von Weeze (Glaube ich...) Freitag dann von Kopenhagen nach Düsseldorf und von da aus dann über den Teich nach New York. Keine Ahnung warum sowas ökologisch Unsinniges angeboten und gebucht wird. Jedenfalls ging der Flieger dann von Düsseldorf am Freitag los, ist aber nur bis Irland gekommen. Irgendwelche Probleme mit irgendwas. Dann ist der zurück nach Köln geflogen. Köln. Nicht Düsseldorf. Nach irgendwas mit 3 Stunden Wartezeit und nachfolgendem Bustransport nach Düsseldorf stellte sich dann raus, dass erst am Samstag ein Flug nach New York losfliegen könnte. Samstag hatte dieser Flug dann 5 Stunden Verspätung. Dann wäre ja schon fast wieder Rückflug. Lohnte sich dann nicht. Tja. Reisen ist eine Kunst. Musik auch.
"Amerika, hol mich hier raus". Das hat sie bestimmt seinerzeit im Flieger gedacht.
Vor bestimmt 5 Jahren war ich mit meiner jüngeren Tochter ziemlich oft auf Konzerten. Die Monsters Of Liedermaching haben immer gesagt, dass sie meine Kinder haben aufwachsen sehen. Tja. Wie die Zeit vergeht. Die Komplizen der Spielregeln haben wir seinerzeit auch 2 mal gesehen und waren mächtig beeindruckt. Sowohl von den Tonträgern als auch von den Konzerten. Beeindruckende Erlebnisse waren das, an die wir gerne zurückdenken. Jetzt nach zig Jahren kommt also ein weiteres Lebenszeichen. Die erste EP habe ich hier ja seinerzeit "kunstvoll"
besprochen. Jetzt kommt der zweite Teil von "Amerika, hol mich hier raus". Wieder als Download-EP. Zusammen ergibt das dann ein Vinyl-Album, dass man auch käuflich erwerben kann. Wenn ich jetzt so die letzten Jahre passieren lasse, fallen mir nicht viele Tonträger ein, die es geschafft haben, langfristig mein Interesse geweckt zu haben. Ich habe mir die "alten" beiden CDs der Komplizen in letzter Zeit wieder häufiger angehört. Die sind kein Stück gealtert und klingen noch genauso frisch wie "damals".
Lied 1 ist "DIN". Für die Texte bin ich immer noch zu blöd. Nur mit einzelnen Zeilen kann ich was anfangen. Teile klingen wie ein französischer Chanson.
Lied 2 "Gutes für euch tun". Das machen die Jungs ja schon mit diesem Lied. Ist ja alles gekonnt. Es zischt und piept und wummert.
Lied 3: "Ja". Der Sänger ist hier um Nein zu sagen. Genial. Das Lied dann Ja zu nennen.
Lied 4: "Königsblau". Da muss ich an Tinte denken. Und Schule. Unangenehm irgendwie... Aber nicht das Lied. Der Sänger tritt zurück von allem, was er sich so vorstellen kann. Volle Kontrolle voraus.
Lied 5 "Ach so". Ich verstehe nur Bahnhof. Aber klingt gut. Definitiv tanzbar.
Lied 6: "Drift". Düstere Stimmung. Leider schon das letzte Lied. Danke für das Album an die Band. Ich habe Spaß an dem Ding und langweile mich kein bisschen.
Im Grunde genommen muss man das alles als Gesamtkunstwerk verstehen. Aber keine Kleinkunst (vor denen Tocotronic seinerzeit gewarnt haben). Ein grenzenloser Fremdkörper im Musikgeschäft. Ganz große Kunst und trotzdem unauffällig angenehm hörbar. Langweilig ist hier gar nichts. Auch auf lange Sicht. Die neuen Lieder von Teil 1 und 2 klingen eingängiger aber nicht radiotauglich kommerziell. Mir passiert es jetzt häufiger, dass ich nachts wach werde wegen Harndrang und mir dann einzelne Textzeilen der Lieder einfallen. Einfach so. Ist das schon neurolinguistisches Programmieren? Oder sollte ich vielleicht abends nicht mehr so viel Bier vorm Einschlafen trinken?
