Ruhrschrei:
Bube, Dame, König, Punk
Ruhrschrei sind - lässt man mal die Fallout Babies außen vor - die derzeit am längsten aktive Punkband aus dem Rattenloch-Umfeld, wobei man vielleicht vorsichtig mit dem Wort "aktiv" sein sollte. Zwar hat sich die Band 2007 gegründet, hat aber lange gezaudert vor Publikum zu spielen. Klar, im Rattenloch besteht das Publikum auch bekanntlich nur aus den absoluten Musikkritikern. Jedenfalls kam dann 2012 das erste Album "Aufruhr". Es folgten Konzerte und eine Bandumbesetzung und wieder eine laaaange Bandpause. Ich habe ja schon fast die Hoffnung aufgegeben noch was musikalisches von den Ruhrpunkrockern zu hören, aber siehe da, drückt mir der Kicki letztens völlig unverhofft das neueste Machwerk "Bube, Dame, König, Punk" in die Hand. Hm, Stadion-Rock-Deutschpunk a la Toten Hosen oder Dritte Wahl ist nicht (mehr) so meine Baustelle.
Also, reingehört und gar nicht so viel erwartet, aber hey, geile Nummer! Das geht ja tatsächlich gut rein. Klar finden sich deutlich Anleihen von Dritte Wahl und Konsorten, aber die neue Scheibe hat auch wirklich mal eine durchgängige Portion Arschtritt und einen "Sommer an der Ruhr 2.0" hat man sich auch gespart. Weise Entscheidung! Dafür gibt es dann leider mit "Verschwiegene Liebe" einen Song, der es auch ohne Probleme in die Schlager-Hitparade geschafft hätte. Schmalziger ging es wohl nicht. Auch von Off-Beats und Blasinstrumenten ("Die Banane", "Flaschen") sollten die vier Typen mal lieber die Finger lassen. Was aber dann wieder richtig gut passt, ist das Piratenlied "Durch den Sturm". Ein schönes Ding zum Rumschunkeln, Rumsaufen und Rumgrölen. Der Rest der CD ist durchweg gut hörbar und hat keine Ausfälle, sondern bringt ein gutes Stückchen Deutschpunk ins Haus. Die vorher erfolgte Trennung vom leicht fragwürdigen Rockdrummer und das Ersetzen dessen durch Lumpi, der damals auch für die unneraner Kombo Wam! getrommelt hat, tut dem ganzen Projekt musikalisch verdammt gut.
Fazit: Dafür, dass ich die Band schon tot geglaubt hatte, ist Bube, Dame, König, Punk doch mal ein ordentliches Lebenszeichen. Mal hoffen, dass sie diese neue Energie auch live auf die Bühne bringen können.
Anspieltipps: Anders sein..., Arschloch, Spiel des Lebens
Ausgehtipp: Die Release-Party ist am 14.10.2016 im Rattenloch Schwerte. Als Support spielen Funkloch und Doppelgarage.