Angelika Express:
Alkohol
Angelika Express veröffentlichen ein Konzeptalbum über Alkohol. Das hätte ich in etwa für so wahrscheinlich gehalten, wie wenn Mann Kackt Sich In Die Hose ein reines Balladenalbum ankündigen würden. Denn eigentlich singen Angelika Express doch eher über Girls, zwischenmenschliche Beziehungen und alles, was das mittlerweile gealterte Indie-Studentenherz sonst so bewegt. Aber da Saufen eigentlich szeneübergreifend gut ankommt, warum nicht mal ein Konzeptalbum drüber machen?
Die 15 Lieder sind weder prollig wie es beispielsweise die Heilige Dreifaltigkeit des Ruhrpotts praktiziert, noch melancholisch wie irgendwelche Entzugs- oder Alkoholwarnungsliedchen. Es wird zum Beispiel darüber gesungen, dass viele, wenn sie besoffen sind, zu eigentlich gar nicht so toller Musik tanzen, personifiziert hier durch "Phil Collins". Oder es werden "Kurze" und "Longdrinks" gegenübergestellt. "Alkohol" eignet sich hervorragend für die Indie-Rock-Disco, die Songs sind stets tanzbar und, naja, zumindest mitsummbar. Generell fällt die Einordnung der Scheibe in ein Genre recht schwer. Für Punkrock ist das irgendwie zu soft und poppig, aber alles auf eine Stufe mit Schreckenscombos ala Mando Diao oder Franz Ferdinand zu stellen, das wäre auch nicht fair. Als Referenz würde ich Schrottgrenze in den Raum werfen.
Und irgendwie werde ich diesmal nicht so ganz warm mit dem Album. Haben mir "Goldener Trash" und vor allem "Angelika Express" noch sehr gut gefallen, fehlt mir hier irgendwas, obwohl sich stilistisch nicht sehr viel getan hat. Vielleicht liegt es an dem thematischen Korsett dieses Konzeptalbums, fest steht, dass mir die Refrains von "Menschen brauchen Alkohol" oder "Flachmann im Büro" nach ein paar Hördurchgängen eher auf den Wecker gehen, als dass sie wachsen. Wie bei echten Saufliedern eigentlich. Die beiden Instrumentals "Erika Fahrbier" und "Zur Theke am Ende des Regenbogens" halte ich für recht überflüssig. Anspieltipp ist für mich "Kurze oder Longdrinks", weil da ein recht schmissiges Gitarrenriff vorkommt.
Naja, eigentlich ist "Alkohol" kein schlechtes Album. Geht so. Indie-Disko eben. Nett. Zum Saufen höre ich dann doch lieber die Ruhrpottkanaken, die Erste Allgemeine Verunsicherung oder die drei Besoffskis.