Wärters schlEchte:
Revolution occupied
In den 90er und 2000er Jahren kam es ja zu einer regelrechten Explosion an Deutschpunk mit dem der Hörer zugeschmissen wurde. Von "Sicher gab es bessere Zeiten...", über "Schlachtrufe BRD" über "Chaos, Bier und Anarchie" bis hin zu den "Es lebe der Punk"-Samplern.
Während das wiederum viele Saufpunks vom Bahnhof sicherlich gut fanden, mussten sie sich ihre Deutschpunk Greatest Hits für den Kasi nicht mehr mühsam zusammen suchen, sondern konnten einfach einen Sampler in das Dingen schmeißen, bin ich doch froh, dass die Punklandschaft in diesen Gefilden mittlerweile wieder etwas zerklüfteter ist und die Genreauswahl bei den heutigen Indielabels wie Rilrec, Bakraufarfita oder Antikörper-Export doch etwas weiter gefächert ist.
Aber zurück zu Wärters SchlEchte. Die sind damals wiederum auf eben dieser Deutschpunk-Welle gesurft und wurden 1991 zu einem strategisch guten Zeitpunkt gegründet, doch im Gegensatz zu dem Großteil der anderen Bands auf diesen Samplern, die es schon lange nicht mehr gibt, sind Wärter SchlEchte nicht tot zu kriegen.
Unterm Strich ist das auch gar nicht so schlimm, sind Wärters SchlEchte nämlich nicht die typische 0815-Nix-Gut-Funpunk-Band - eine Spezies, die zum Glück fast komplett ausgestorben ist - sondern eine Mischung aus altem Streetpunk und typischem Deutschpunk. Ich favorisiere hierbei natürlich wie immer den klassischen Streetpunk, auch wenn mich das hier gesungene englisch sehr häufig amüsiert. Ansonsten erinnert mich das aber tatsächlich an von mir hochgeliebte UK-Bands wie die UK Subs oder GBH.
Auf der anderen Seite dann die deutschen Lieder...joa...nichts großartiges, aber auch kein Tiefschlag. "Gut.Mensch" ist ja sogar ein aktuelles Thema, wenn es auch mit einer niedlichen Kindlichkeit alter Männer vorgetragen wird ("Ich bin lieber ein Gutmensch, als ein Patriidiot"), die auf mich irgendwie so klingt, als würde Opa vom Internet reden. Witzigerweise gibt es dann noch mit "Pik As" ein Cover von Die Opodeldox, die auch ein Gastspiel auf "Chaos, Bier und Anarchie" hatten.
Fazit: Wer sowohl älteren Deutsch-, wie auch Streetpunk gerne hört, hier bitte!
Anspieltipps: Nothing Changed, Hate Red