Duchess Says:
Sciences Nouvelles
Am Fenster deines Raumschiffs siehst du die Erde vorbeiziehen. Derweil torkelst du ultrabesoffen über die Kommandobrücke, um dort mit dem bärengroßen Wellensittich über den Feminismus und die Frage der Existenz zu diskutieren, während ihr einen epischen Space-Fight gegen die bösen Diktatoren vom Pluto führt. Geilooooo.
So ungefähr klingt "Sciences Nouvelles" der kanadischen Combo "Duchess Says". Die heißen laut Bandinfo übrigens so, weil die "Church of budgerigars" einen Wellensittich namens Duchess anbetet. So weit, so seltsam. Neben den spacigen Synthies, die akkustisch an den goldenen Reiter und andere Hymnen der Achtziger erinnern, bleibt die Stimme von Sängerin Annie-Claude Deschênes im Gedächtnis. Zudem find ich das Artwork in Kombination mit dem Titel der Platte sehr gelungen. Auch der Aufbau der Platte ist total stimmig. Los geht's erst mal mit dem engiegeladenen supertanzbaren Inertia (empty space, empty space!) Dann folgt der zweite Teil dieser Reiseeinleitung, direkt ein Instrumentalstück, das lässt mein Herz noch höher schlagen. Viel rauer, viel verzerrter, viel punkiger, da wird schonmal Spannung aufgebaut. Im Weltraum isses halt dunkel. Und dann direkt die Single-Auskopplung "I Repeat Myself". Die Achtziger winken vom Mond rüber. So geht es die ganze Platte über, immer wechseln sich komplex düstere Tracks mit dem leichter verdaulichem Stoff ab. Mit "Pink Coffin" ist sogar ein richtiges Punk-Brett dabei. Und mir gefällt besonders "Travaillez" wegen dem ohrwurmigen Synthie. Leider hab ich keine Ahnung, wovon der Text handelt, wegen dem Ameisenbeat glaube ich aber, dass es irgendwie mit Lohnarbeitskritik zu tun hat. Wäre super, wenn das jemand aufklären könnte!
Die Texte sind mal auf Englisch, mal auf französisch. Thematisch passt alles irgendwie zusammen, die Wissenschaftsmetaphern finden sich nicht nur in Titel und Artwork sondern auch in fast jedem Song wieder - Das nenn ich mal ein Konzeptalbum!
Und das ganze passt, ohne dabei peinlich und gewollt zu wirken.
Unbedingt anhören: Die ganze Platte, verdammt!
Für selektiv musikhörende Zeitkapitalisten: Inertia, Travaillez, Negative Thoughts, Pink Coffin