Brew 36:
Our Brew
Brew 36 ist eine neue Band aus Berlin, mit Leuten von den italienischen THE OFFENDERS und den kanadischen REAL MCKENZIES. Da kann man auf jeden Fall von einer internationalen Besetzung sprechen. Zu hören gibt es Alkohol-geschwängerten US-Streetpunk und England-Oi! (the Business, Street Dogs) mit englischem Gesang von OFFENDERS-Sänger Valerio. Der Name ist als eine Hommage an die Straßen Kreuzbergs und unzählige durchzechte Nächte, sowie deren alteingesessene Punk-Tradition und -Kultur zu verstehen.
Die 12 Songs laufen zwei mal komplett durch, wie ein paar Flaschen Bier an einem guten Abend, nur haben sie weniger Wirkung. Erst nach dem dritten oder vierten mal Hören kristallisieren sich ein paar Songs raus von denen etwas hängen bleibt. OUR BREW ist kein Album, das man auf mittlerer Lautstärke im Hintergrund laufen lassen kann, dafür ähneln sich die Songs zu stark und bieten mit ihren klassischen Song-Strukturen keine Überraschungen. Sollen sie aber auch nicht, hier liegt der Fokus mehr auf den rauen Mitsing-Passagen, die hauptsächlich in den Refrains zu finden sind. Seine volle Wirkung erzielen Songs wie "troublemakers crew" und "take an end" sicher erst bei steigendem Alkoholpegel in einer vollen Bar oder zu später Stunde auf einem Konzert. Glücklicherweise dreht es sich textlich nicht ausschließlich ums Saufen, trotzdem bleiben Überraschungen auch hier aus, werden doch wieder Themen wie das "Skinhead sein" im Song "taste sour" und den "Spirit" in "spirit still alive" abgearbeitet. Stärkste Songs auf dem Album sind "take an end" mit seinem Piraten-Chor-Refrain und die Gassenhauer "troublemakers crew" und "spirit still alive". Tiefpunkt des Albums ist meiner Meinung nach "taste sour", bei dem Gesang und Text gleichermaßen kantig und sperrig klingen.
Hervorzuheben ist noch "alright", der locker und flockig etwas Rock 'n Roll mit ins Spiel bringt.
"waiting for the nighttrain" ist leicht poppig und hört sich ein wenig an wie PETER & THE TEST TUBE BABIES auf der "Supermodels", was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. "idiots factory" langweilt dagegen mit seinem nervigen "lalala" Refrain und dem gefühlt immer gleichen Gitarren-Solo gegen Ende des Songs. Am Schluss bekommen sie mit "rebel not a looser" und dem auf dem Punkt gespielten "shame", das mit einem kleinen Bass-Solo punktet, aber doch wieder die Kurve.
Um beim Bier-Vergleich zu bleiben: Our Brew ist, wie auf einer Party die ganze Zeit nur Bier zu trinken. Es geht los mit leicht bekömmlichem, aber ekelig süßem Cola-Bier, steigert sich mit dem ersten köstlichen Frisch-Gezapften, dann wird es mit einigen Flaschen Paderborner etwas eintönig und fad, deshalb gibt es zur Abwechslung ein Ale oder ein Dunkles. Es kommt aber auch zwischendurch mal vor dass man ein schales, handwarmes Öttinger oder gar das abgestandene Dosenbier eines vollkommen Fremden mit Herpes im Gesicht erwischt, in dem zu allem Überfluss noch eine Kippe schwimmt. Es sind also alle Höhen und Tiefen dabei. Aber am Ende des Abends bist du zufrieden und betrunken...... und warst 20 mal pinkeln.
Prost!