Plastic Bomb:
Ausgabe #98
Seit ich 14 bin, das war im Jahr 2002, lese ich die Plastic Bomb. Damals war der erste Track auf der Beilage "Neil Armstrong" von Bash!. Was für ein Hit.
Mittlerweile sind wir bei Ausgabe 98 angekommen, und ich habe noch nie eine Review zu einer Zeitschrift gemacht. Vermutlich geht man da so ran, wie wenn man einen Sampler bespricht. Man kommentiert die einzelnen Beiträge und schreibt auf, was einem gut und weniger gut gefällt. Eins vorneweg: Es ist saugut, dass es das Plastic Bomb gibt, auch wenn einem subjektiv das ein oder andre nicht gefällt, bzw. man manchmal auch eine etwas andere Meinung vertritt. Soll heißen: Das Fanzine an sich würde ich jederzeit immer mit einer Note 1 bewerten, einfach weil man für 3,50 Euro super Musik und politisch korrekte Infos, sowie interessante Interviews zu guten Bands bekommt.
Die Vorworte gefallen mir wie meist sehr gut. Besonders Ronja greift diesmal ein Thema auf, mit dem ich auch vor gut einem Monat konfrontiert war. Ich habe damals den Typ mit dem Frei.Wild-T-Shirt angesprochen, leider entstand dann keine Diskussion auf Augenhöhe, sondern eher besoffenes und stures Gebrabbel seitens meines Gegenübers.
Das Interview mit Mille von Kreator ist sehr gut geworden. Der Mann wirkt sympathisch und trifft den Nagel oftmals auf den Kopf. Auszug: "Da ist Haltung einfach sehr wichtig. Man darf nicht wegschauen und sich alles egal sein lassen. Aber man darf auch nicht vergessen zu leben. Ich freu mich total, wenn Leute auf ihrer Jacke nen Kreator-Patch haben." (zum Verhältnis zwischen politischem Anspruch und reinem Genuss an der Musik).
Toll auch, dass es die Starnberger Band A+P wieder gibt. Danke für die Reunion und den aussagekräftigen Bericht dazu.
Ebenso ist das Interview mit Schrottgrenze (was habe ich die "Das Ende unserer Zeit" rauf- und runtergehört) spannend. Hier ist das Thema Geschlechterrollen mit Sicherheit auch angebracht, jedoch wird es mir in letzter Zeit, und auch in dieser Ausgabe, zu inflationär behandelt. Bei mir stellt sich da etwas der "Trump-Effekt", wie er in den kommerziellen Medien vorherrscht, ein: Irgendwann ist ein Thema so ausgelutscht, dass man es nicht mehr hören kann. Ist meine subjektive Meinung, mir wird das Gendering (ich weiß, man sollte begrifflich weiter differenzieren, aber das soll ja eine Review werden und keine wissenschaftliche Arbeit, daher vereinfache ich hier bewusst) jedenfalls gerade klar zu häufig behandelt.
Super finde ich, dass ich eine interessante Band kennenlernen durfte, von der ich tatsächlich noch nie etwas gehört habe: Äni(x)väx. Der Zeitungsartikel brachte mich sehr zum Schmunzeln. Auch in die "Sex Organs" werde ich mal reinhören. Klingt nach einem skurrilen Konzept.
Köstlich wie immer ist die Führerecke. Einfach meine Lieblingsrubrik. Schadenfreude ist die schönste Freude. Jedoch kann ich mich nicht jedem Verriss anschließen: Zwar nicht aus der Führerecke, jedoch wird an Oile Lachpansen (Track 24, der letzte der CD-Beilage) kein gutes Haar gelassen. Da muss ich widersprechen: Neben Track 1 (Scheissediebullen), Track 2 (Kevin Pascal) und Track 10 (ChaosZ) für mich der stärkste Track des beigelegten Samplers. Das finde ich etwas schade, dass bei Redakteur Daniel bei solcher "chronisch selbstzufriedene[n] Scheiße" der Spaß aufhört. Ich finde es eine erfrischende Abwechslung zum sonstigen Geknüppel.
Herzlich uninformativ ist der Kurzbericht zum 20-Jahre-Ameisenstaat-Album. Hätte man sich einfach schenken können.
Sehr sympathisch und wieder lustig kommt das Interview mit Urinprobe daher. Mehr davon.
Die Fanziner-Interviews sind interessant und ehrlich, Bierschinken hätte halt nicht so ausführlich behandelt werden müssen, das war mir fast zu viel des Guten.
Der Bericht über die eigentlich sehr gute Band "Brutale Gruppe 5000" soll irgendwie witzig sein, ich verstehe den Humor aber nicht.
Ebenso liest sich der Punk im Pott Bericht für mich etwas fad. Immerhin ist die Stereotypen-Einteilung der Plattenstandbesucher ganz lustig.
Einiges lese ich auch gar nicht erst, weil es mich schlichtweg nicht interessiert. Zum Beispiel die Berichte über Ska.
Abgeschlossen wird die Bombe von einem Tourbericht von "Notgemeinschaft Peter Pan". Der ist interessant, jedoch leider viel zu lang.
Wie ich oben bereits erwähnt habe, bin ich sehr dankbar, dass es das Plastic-Bomb immer noch gibt. Mit jeder Ausgabe entdecke ich neue Bands durchs Lesen oder Hören.
Was ich übrigens geil fände: Wenn zu den Bands, die im Heft interviewed oder besprochen werden, jeweils ein Track zum Nachhören auf der Beilage wäre. Teilweise geschieht das ja schon - gerade bei unbekannteren Bands wäre das noch ein absoluter Gewinn für mich.