Mortem und MakeUp ist Sookees achtes Album: kritisch, cremig, cool. Und ein bisschen düster.
Präzise und scharfsinnig zerlegt Sookee in bewährter Manier Homophobie, Machtmechanismen, Ängste. Entweder bleibt sie dabei sehr abstrakt oder erzählt bildreich rührende Geschichten. Wie immer geht es dabei viel um (Geschlechts-)Identität und Sexualität. So ist "Queere Tiere" gleichzeitig ein Schlag in die Fresse homophober Naturalisten und ziemlich interessant und auch noch irgendwie putzig. Ganz im Ernst, was gibt es liebenswerteres als schwule Pinguine? "Der Schrank" erklärt seinen Inhalt im Titel.

Mortem und Makeup ist ein Album voller Geschichten. In "Hüpfburg" erzählt Sookee die einer verbotenen Freundschaft zwischen einem Kind aus einem national geprägten Umfeld und dem türkischen Jungen Yüksel. In Hurensohn die eines Kindes, dessen Mutter sein Geld als Sexarbeiterin verdient und deshalb ausgegrenzt wird.
Ihre eigene Geschichte verarbeitet Sookee in "Die Freundin Von". Er handelt vom Neu-Dazukommen, Ausgegrenzt-Sein, dem Wunsch nach und Kampf um Akzeptanz, um soziale Hierarchien, erzwungenes Rollenverhalten, Angst, Macht und Befreiung.
Auch mit Erwachsenwerden und Veränderung beschäftigt sich Sookee. "Für immer" hinterlässt die Frage "Was kommt als nächstes?"

"You only die once" feat. grim 104 ist einer der besten Tracks der Platte. Brachial ehrlich, bisschen melancholisch aber gleichzeitig unheimlich lässig. "Ich überwinde meine Jugend, ich verschwende sie nicht".

"SSRI" rechnet ab mit der psychopharmakabetonten Behandlungspraxis in der deutschen Psychiatrie. Dass Menschen innerhalb des Systems oft keine angemessene Behandlung erfahren und anstelle einer langwierigen Psychotherapie mit Antidepressiva leistungsfähig gehalten werden, ist Tatsache. Aber es gibt eben auch die Therapeuten und Ärzte, die sich mit den Menschen ehrlich und engagiert beschäftigen, und ihnen auch durch den Einsatz von Psychopharmaka wieder Lebensqualität ermöglichen.

Insgesamt ein sehr fettes Album, auf dem es keinen langweiligen Track gibt. Nicht alle sind eingängig, sondern haben eher Hörbuchcharakter. Mortem und MakeUp ist eine Platte voller Denkanstöße in schönen Versen, auch wenn die Beats ziemlich langweilig geraten sind.

Anspieltipps: You only Die Once, Die Freundin Von, Für Immer, Who Cares, Queere Tiere.