Fabrik Fabrik:
Fabrik Fabrik
Ich glaube, irgendwer hat mir Fabrik Fabrik mal als Post-Punk angepriesen, und als ich die Band dann zum ersten Mal live sah und vor allem das wütende Gekeife des Sängers vernahm, wollte das erst nicht zusammenpassen in meinem Kopf. Aber wir haben 2017, nicht 1984, und "Alles ist Fabrik" galt zwar damals schon, mit Hardcore hatte man aber gerade erst angefangen, also war ein Hardcore-Album mit Post-Punk/Wave-Ästhetik noch nicht da. Heute ist es das schon, und Fabrik Fabrik machen dabei das meiste richtig: Texte, die das Leben im Kapitalismus und seine Widersprüche präzise, aber dennoch einigermaßen lyrisch beschreiben (mit Ausnahme von "Moralspirale", das mir leider jedes Mal negativ auffällt), Gitarren, die es minutiös zersägen, und ein Sänger, der keinen Zweifel daran lässt, dass sie dabei versagen müssen: So muss das. Leider. Auch Hinweise auf den Grund des Versagens liefert die Band: "In Bahnen" kritisiert den elitären Blindflug vieler linker "Wohlfühlräume", "Letzter Marsch" bezieht sich direkt auf Kurt Eisner, einen der Gründer der USPD ("wer hat uns verraten? / wir wurden verraten!"), und "Alles ist Fabrik" macht's schon am Anfang deutlich: "sich immer gegenüber stehen / sich immer auseinander sehen/ die logiken eingehämmert / damit sich ja nichts ändert". Ja, hier befasst sich eine Band tatsächlich mal mit Politik, damit, was die sozio-ökonomischen Verhältnisse mit uns, insbesondere mit den Arbeiterinnen und Arbeitern, anrichten: der Zwang zur Konkurrenz, die Entfremdung von der eigenen Arbeit, die Vereinzelung und Verkümmerung des Menschen durch den Kapitalismus.
Und, ach ja, die Musik knallt auch ganz gut. Zwar fällt das Slime-Cover qualitativ dann doch etwas nach oben ab, aber auch die eigenen Songs sind ziemlich geil (live allerdings noch geiler). Bitte kaufen, falls noch was da ist!