Die Gnarwolves haben sich in der vergangenen Zeit durch beständiges Touren einen Namen in halb Europa und auch darüber hinaus erspielt. Nun gibt es auf Big Scary Monsters/Tangled Talk Records ihr neues, zweites Album, das das Trio aus dem englischen Brighton abermals mit Langzeit-Kollaborateur Lewis Johns aufgenommen hat, der schon an fast allen Veröffentlichungen der Band mitgearbeitet hat.

Außenseiter, wie es der Titel der aktuellen Platte besagt, sind sie zumindest was ihren Sound angeht in der momentanen (Melodic-)Punkszene so gar nicht. Denn der unterscheidet sich kaum von dem großen Haufen an Bands, die im Melodic-Punk-Bereich herum wildern und diese Musikrichtung eigentlich schon sehr ausgereizt haben. Trotzdem bewegt sich das Album auf sehr hohem Niveau und ist ein klassischer "Grower", das von mal zu mal hören mehr Spaß bereitet und einem immer wieder neue kleine Lieblingsmomente beschert.

Im Gegensatz zu ihrem Debüt-Album sind sie ernster und auch erwachsener geworden. Das erkennt man bereits am Album-Cover, das nun ein Foto von einer der zahlreichen Touren schmückt und nicht mehr wie zuvor bunte Comic-Bilder zeigt. Auch die Wortspiele in den Song-Titeln und Texten sind gänzlich verschwunden. Das alles sieht stark nach einem klassischen Reifungsprozess aus. Aber warum auch nicht? Wir werden immerhin alle nicht jünger und für so manche Band war musikalischer Stillstand und das ewige Festhalten an Sound und Attitüde schon der selbstverschuldete Tod. Musikalisch gibt es allerdings, wie bereits erwähnt, kaum wirklich neues zu hören. Der Fun-Punk Anteil wurde etwas zurück genommen, dafür ist hier und da ein klein bisschen mehr Pop hinzu gekommen. Bei "Argument" und "Talkin to your Ghost" hört man den Einfluss von PUP, denen die GNARWOLVES zuletzt wohl auch vermehrt ein Ohr geschenkt haben dürften, außerdem erinnern manche der langsamen, stampfenden Passagen mit ihren Gitarren-Feedbacks stark an WEEZER. Textlich geht es, wie der Album-Titel bereits vermuten lässt, um alle Ausgestoßenen (wenn auch zum Teil selbst gewählt) in der Punk- und Hardcore-Szene, aber auch um das "sich unpassend fühlen" in gewissen Situationen des Lebens, das wohl jeder auf irgendeine Weise kennt. Meine Lieblingssongs bleiben auch nach mehrfachem Hören das fluffig, poppige "Straitjacket" und das basslastige "Talking to your Ghost". Wogegen mich "Car Crash Cinema" immer wieder wegdämmern lässt und auch beim x-ten Versuch nicht hängen bleiben will. "Paint me a Matyr" katapultiert den Hörer mit gehetztem Tempo zurück in die 90er Jahre, an die Wurzel und Glanzzeit des Skate-Punks. Die Hymne "Wire" könnte auch von der SMITH STREET BAND stammen und teilt mit seinen Gitarren zeitweise regelrechte Punch-Lines aus. "English Kids" ist vom gleichen Schlag wie "Wire" und beweist nochmal, was die Band an ihren Instrumenten drauf hat, besonders der Bassist gibt hier alles. Den Rausschmeißer macht das langsam kriechende und melancholische "Shut up", das wieder WEEZER und PUP auf den Plan ruft.

Musikalisch, textlich und wahrscheinlich auch persönlich ein weiteres Stück gereift, liefern die GNARWOLVES hier ein sehr gut gemachtes Punk-Album ab, das bewährten und moderneren Melodic-Punk vereint und ihre Fan-Gemeinde sicherlich nochmal um einiges vergrößern wird.