Mad Sin:
Classics Vol. 1
Mad Sin ist so eine Band bei der sich in meinem Freundeskreis die Geister scheiden wie bei keiner anderen. Die einen sind hellauf begeistert von den schnellen und sehr ausgefeilten Gitarren, dem Slapbass und dem wirren Gesang, der Rest findet die Band vor allem wegen dem letzten Punkt einfach nur scheiße. Wie man aber auch zu Mad Sin stehen mag, man muss einfach anerkennen, dass die Band ein elementarer Grundpfeiler der Psychobilly-Szene ist und es über die Jahre geschafft hat, einen ganz eigenen Sound zu entwickeln, der die Band weltweit bekannt gemacht hat. Allemal Grund genug, um sich auf die Zeitreise mit dem mir sowieso sehr sympathischen Concrete-Jungle-Label einzulassen. Nämlich ins Berlin des Jahres 1988. In diesem Jahr haben Mad Sin schließlich ihren allerersten Longplayer herausgebracht, welcher auf den Namen "Chills And Thrills In A Drama Of Mad Sin And Mystery" hört und welchen die drei Typen damals für die sagenhafte Gage von 100 DM plus einen Dönerteller pro Person einspielen durften.
Aber da die Leute von Concrete Jungle so nett sind, gibt es jetzt nicht nur diese erste Platte von Mad Sin, sondern auch das zweite Machwerk "Distorted Dimensions" mit dabei. Prinzipiell schon ganz geil - der Vorwurf, Mad Sin wollen einfach auf leichtem Wege etwas Kohle verdienen, steht wohl trotzdem im Raum. Schließlich sind Best Ofs oder ReReleases ja gerade für sowas da. Warum ich mich darüber ein wenig echauffiere? Nun, ich weiß, dass die Band in den letzten zwei Jahren ziemlich viel mit sich selbst gekämpft hat, aber in letzter Zeit wurde auch immer wieder mal von einem neuen Album gesprochen. Auf dieses Versprechen kam jedoch bis heute nichts. Das ist schade, könnten doch die Fans und auch ich nach nun schon sieben trockenen Jahren wirklich mal frisches Futter vertragen. Aber das eigentlich nur am Rande.
Eigentlich geht es ja um die beiden Werke "Chills And Thrills In A Drama Of Mad Sin And Mystery" und "Distorted Dimensions". Gespielt haben Mad Sin damals einen Sound, der im weitesten noch nicht so eine abgefuckte fast hardcoreige High-Speed-Horrorfahrt ist, wie auf späteren Releases. Auch Köftes Stimme kommt noch nicht ganz so krass und keifend rüber wie auf den nachfolgenden Alben, obwohl es bereits hier schon einige Stöhngeräusche und Schreie gibt, die einem durch Mark und Bein gehen. Slapbass und das Stehschlagzeug, welches damals noch von Köfte höchstselbst bedient wurde, harmonieren so gut, dass einem eigentlich kaum auffallen wird, dass es sich hier um ein absolutes Minimalset handelt. Ansonsten gibt es vor allem auf der ersten Scheibe einen für die Zeit sehr dreckig-düsteren aber klassischen Rockabilly-Sound. Auf "Distorted Dimensions" hingegen gibt es bereits die für Mad Sin so charakteristischen Genre-Experimente. Hier vor allem gekennzeichnet durch eine starke Ausprägung in Richtung Rock'n'Roll. Sicherlich am ausgefallensten ist das sehr country- und fast schon blueslastige "Hammer Beatin' Boogie".
Nachdem man also zwei Alben durchgehört hat, kann man sicher gespaltener Meinung über das Machwerk sein. Dennoch sollte jeder anerkennen, dass Mad Sin schon auf ihren ersten Veröffentlichungen Meilensteine im Psychobilly gelegt haben und mit verdammt wenig verdammt viel geschaffen haben.
Fazit: Eine Zeitreise, die viel Spaß macht. Trotzdem sind Mad Sin ja eigentlich noch nicht tot und wenn doch sollten die jetzt mal schnell wieder aus ihren Gräbern und ins Studio kriechen!
Anspieltipps: Brainstorm, Wicked Witch