Und weiter geht es mit der feucht-fröhlichen Geisterbahnfahrt. Auf dem
ersten Doppelalbum hat Köfte ja bereits die Tickets abgerissen und uns zusammen mit Holly und Stein auf eine Geisterbahnfahrt durch die Berliner Psychobillyunterwelt geschickt. Immer noch ein bisschen verstört, geht es jetzt schon an die zweite Neuauflage. Die 80er sind nun schon längst vorbei und auch die Mauer hat in der jetzigen Republikhauptstadt nur noch symbolische Bedeutung. Konkret bringt der verrückte Dämon den geneigten Hörer nun mit „Break The Rules“ ins Jahr 1992 und mit „A Ticket Into Underworld“ ins Jahr 1993. Mit einem leichten Rucken geht die Fahrt los und als dann das Licht aus und plötzlich wieder an geht, sitzt da auf einmal noch jemand im Fleischzug. Ja, Mad Sin sind jetzt zu viert. Köfte hat sich entschieden, sich ganz dem Frontgesang zu verschreiben und das Trommeln erstmal jemand anderem zu überlassen. Eine weise Entscheidung, befinden wir uns doch auf diesen beiden Alben schon ein ganzes Stück mehr in die Richtung, der sich Mad Sin heute verschrieben haben. Das Tempo ist auch einen deutlichen Tacken schneller als die beiden Vorgänger. Klar wird auch hier und da mal etwas abgebremst, wie beispielsweise bei der an Guns'n'Roses angelegten Ballade "Dirty Lies", aber insgesamt sind das eher die Ausnahmen. Songs wie "Deep Black Zone", "All Hell Breaks Loose" oder auch "Meattrain At Midnight" lassen dann die klapprige Lokomotive quietschend über die dunklen und rostigen Schienen jagen. Zwischendurch sausen immer wieder Landschaften vorbei, die mir sehr bekannt vorkommen, so wird auch ein wenig gecovert. Zunächst einmal "All Hell Breaks Loose" von den Misfits, dann wird den Ramones ein bisschen Platz eingeräumt mit dem kurzen und schnellen "She's The One", welches in der Version stark nach den Misfits riecht, aber die waren Mitte der 90er ja auch auf ihrem musikalischen Höhepunkt. Cool gemacht finde ich auch das Iggy-Pop-Cover von "Real Wild Child". Am Ende der Fahrt bin ich gut durchgeschüttelt worden und definitiv auf meine Kosten gekommen. Ich glaube ich bleibe einfach sitzen und fahre noch eine Runde.
Fazit: Diese Wiederauflage des dritten und vierten Mad Sin-Albums lohnt sich allein schon aufgrund der massiven Songauswahl und dem tonangebenden abgedrehten Psychobilly. Klar, wer Köftes Stimme scheiße findet, wird das hier nicht mögen.
Anspieltipps: Deep Black Zone, Meattrain At Midnight.