Ein fettes Paket haben die Jungs von KREATOR da zusammengeschnürt. Die ersten vier Alben, komplett neu gemastered und mit jede Menge Bonusmaterial.
Wer also in den 80ern keine Chance hatte, die Platten zu ergattern, kann jetzt zuschlagen.
Einigen Fans der allerallerersten Stunde scheint dies im Vorfeld sauer aufgestoßen zu sein, weshalb sie ihren Unmut in den Kommentarspalten von Facebook (wo auch sonst...) kundtaten. Von Geldmacherei war dort die Rede, entweder, man habe die Originalpressungen oder halt nicht und das möge doch bitte den Fans, die schon 30 Jahre dabei sind, vorbehalten bleiben. Richtig so! Streamt doch lieber das neue Album von Max Giesinger, ihr jungen Leute und lasst die älteren Herren und Damen sich beim nächsten KREATOR Konzert gegenseitig den Rollator in die Hacken fahren. Dieses bekackt elitäre Denken kann ich nicht nachvollziehen. Sollte man sich nicht lieber freuen, wenn Menschen auch 2017 die Chance haben, sich eine vernünftige Platte zu kaufen, anstatt diesen seelenlosen Plastik-EDM-Scheiß, oder haben die einfach Angst um ihre private Altersvorsorge, also, dass sie ihre ach-so-raren Platten nicht mehr für Phantasiepreise bei ebay verticken können? Naja, wie auch immer. Bevor der Wayne-Train weiter über den Mount Whateverest fährt, zurück zu KREATOR remastered.
Den Anfang des illusteren Reigens macht natürlich „Endless Pain“. Veröffentlicht im Oktober 1985 (da hab ich noch begeistert „Der unheimliche Phantoll“ gehört...was die Scheibe jetzt wohl bei ebay wert ist?) haben die damals noch Minderjährigen, Milles Mutter musste den Plattenvertrag für ihn unterschreiben, erstmals ihren Namen auf die (Thrash-)Metal-Landkarte geschrieben.
KREATOR sind zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich unerfahren, hatten nur ungefähr zwei Live-Shows gespielt und Mille konnte noch nicht mal seine Gitarre stimmen, so dass ihm ein Gitarrist, der zufällig im selben Studio rumhing, seine Klampfe für die Aufnahmen lieh. Das Album wird in sechs Tagen eingespielt, in vier Tagen gemischt und alle Fehler werden auf der finalen Aufnahme gelassen. So wirklich stimmt die Chemie zwischen der Band und ihrem damaligen Produzenten Horst Müller nicht, der Mann ist es gewohnt, mit Metal-Größen wie HELLOWEEN oder RUNNING WILD zu arbeiten und nicht mit drei Rotznasen, die noch grün hinter den Ohren sind. Mittlerweile ist das natürlich Schnee von gestern und mit „Flag of hate“ enthält das Album wohl die Hymne, die auf keinem KREATOR-Konzert fehlen darf. Vom Bombast-Sound späterer Alben ist man noch meilenweit entfernt, hier gibt’s keine Chöre, kein Orchester, keine tollen Soundeffekte, nur drei Typen, die schnellen Metal spielen und sich in bester Black-Metal-Manier durch die Songs krächzen.
Als Bonus-Tracks gibt es die beiden Demos „Blitzkrieg“ und „End of the world“, da firmierte die Band noch unter dem Namen TORMENTOR. Nicht unbedingt ein Hörgenuss, besonders für die Audiophilen unter euch, aber so klingen Demos halt, wenn man sie nicht vorher mit sämtlichen vorhandenen PlugIns in der DAW auf ultrafett trimmt. Für Komplettisten und DieHard-Fans wahrscheinlich spannend, ich finde, es hat was von einem YPS-Heft-Gimmick, eigentlich ganz witzig, so wirklich gebrauchen kann man's aber nicht.
Nichtsdestowenigertrotz markiert "Endless Pain" den Anfang einer Ära und KREATOR sind bis heute eine der bekanntesten Thrash-Metal-Bands weltweit.
Die weiteren Remastered-Alben:
Endless Pain -
Pleasure To Kill -
Terrible Certainty -
Extreme Aggression -
Coma Of Souls -
Renewal -
Cause For Conflict -
Outcast