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Arrested Denial:
Frei.Tal
Vier lange Jahre hat es gebraucht, bis die Hamburger Streetpunks von Arrested Denial mit neuem Material an den Start gehen. Nachdem 2013 "our best record so far" erschien, gab es nur kurze Zeit später noch ein kurzes Lebenszeichen, in Form einer Split-Single mit der serbischen Street-Punkband the BAYONETS. Danach wurde erstmal ausgiebig getourt. Unter anderem folgten sie 2015 der Einladung der Broilers, ihre Noir-Tour zu supporten, und begaben sich Anfang 2017 auf eine fünfzehn Shows umfassende Tour in China. Nun gibt es via MAD BUTCHER RECORDS einen satten Nachschub an neuen Songs.

Bedeutendste Neuerung auf "Frei.tal" sind die nun durchweg deutschen Texte. Ein gewagter Schritt, aber ein durchaus nachvollziehbarer und wie ich finde auch guter. Denn die besten Songs des letzten Albums waren definitiv: Soweit, Zurück, Alles geht und D-Land und alle weiteren deutschprachigen. Nun wird also Tacheles geredet und zu sagen haben ARRESTED DENIAL nach wie vor eine Menge. Hier und da gibt es einen Paarreim zuviel, wie z.B. "Es ist Zeit zu gehen, wir werden uns wiedersehen. Mach alles ungeschehen" (Zeit zu gehen) ansonsten laufen die Texte komplett unpeinlich und unholprig durch. Gegen rechte Spinner, Nationalisten und Sexisten und Homophobe wird scharf geschossen, aber erneut gibt es auch berechtigte Kritik an der "eigenen" Szene und dem eigenen Umfeld (ich habe beschlossen euch zu hassen, Solidarität). Doch die Lieder die wirklich berühren und mir teilweise aus der Seele sprechen sind die, mit den eher persönlichen als politischen Texten. Immer wieder treffen Textzeilen voller Zweifel und Selbstreflexion, ins Schwarze. Wie zum Beispiel "Die einen sind hängengeblieben, die anderen auf und davon. Haben wir uns aufgegeben, ich denke irgendwie schon" (Stillstand). Oder "Geh schon mal vor, ich weiß nicht ob das hier noch so meins ist, vielleicht biege ich hier ab und suche mir einen Weg hier raus" (Alles wird gut). Auch den Besuch bei Freund oder Familie in der Heimat und somit der Vergangenheit (Heimathafen) unterzeichne ich glatt. Ihre Aufbruch- und Fluchttendenzen sind wie schon bei "Soweit" auf der letzten Platte auch diesmal wieder Thema (Zeit zu gehen, Zurück auf Start).

Vom Sound her hat sich wenig verändert, immer noch wird überwiegend Street-Punk der amerikanischen Prägung gespielt. Hier und da sind die Songs leicht balladig, fangen ruhig an um sich dann immer weiter zu entwickeln und dabei lauter und schneller zu werden. Aber eher so die guten Balladen wie bei den BOUNCING SOULS auf "Anchors Aweigh". Andere Songs gehen, wie es sich bei Street-Punk gehört, direkt voll auf die Zwölf. Geschwindigkeitsrekorde werden hier aber trotzdem nicht aufgestellt. An sich könnte man sagen, ARRESTED DENIAL haben mittlerweile einen eigenen unverkennbaren Sound entwickelt. Gerade das hochfrequente Gitarrengefrickel ist fast schon ein Markenzeichen der Band. Ein leichter HC Einschlag ist bei Alles bleibt zu hören, in der Mitte des Songs gibt es sogar einen kleinen Moshpart. Hin und wieder muss ich bei der neuen Platte an eine andere Hamburger Band mit ähnlich rockigem Sound und Reibeisenstitmme denken, und zwar an ELF um den gleichnamigen SLIME-Gitarristen. Gerade dessen zweites, hervorragendes Album "German Angst" zeigt immer wieder Parallelen zu diesem Machwerk auf. Einzig und allein Nationalisten aller Länder mit seinem Tatütata-Ska der schon fast an Bierzelt erinnert, jagt mir jedes Mal erneut einen Schauer über den Rücken. Zudem hören sich die Trompeten immer wieder an, als würden sie "Country-Roads" tröten. Ich sag euch, hat man es einmal rausgehört, geht es nie wieder weg. Das hätte man, wenn man schon Unterstützung von Leuten von RANTANPLAN hat, doch auch weniger nervtötend hinbekommen können. Wie ja auch bei Solidarität bewiesen wurde, der auch eine deutliche Ska-Kante hat. Weitere Unterstützung gibt es gesanglich von OI-MELZ Sänger Hajo beim Song Stillstand. Die Aufnahme der Platte ist auch sehr gut geworden, der Sound ist satt und voll aber trotzdem nicht überproduziert oder zu glatt.

Bleibt eigentlich nichts weiter zusagen, als dass Frei.Tal eines der geilsten diesjährigen Alben des deutschsprachigen Punks, vielleicht sogar des Deutschpunks geworden ist. Wenn es denn Deutschpunk wäre.
Peter 09/2017
Hörprobe:
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Arrested Denial - Frei.Tal

Stil: Punkrock, Streetpunk,
VÖ: 22.07.2017, CD, LP, Mad Butcher


Tracklist:
01. Ich hab beschlossen euch zu hassen
02. Heimathafen
03. Zeit zu gehen
04. Nationalisten aller Länder
05. Bis hier, bis heute
06. Zurück auf Start
07. Stillstand
08. Frei.Tal
09. Um nichts in der Welt
10. Alles bleibt gleich
11. Solidarität
12. Alles wird gut

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