Tomas Tulpe:
In der Kantine gab es Bohnen
Ich bin mir noch unschlüssig, ob ich "In der Kantine gab es Bohnen" einfach nur nervig oder richtig scheiße finden soll. Dabei beginnt das Album saustark: Der erste Song "Un Dos Tres" ist ein gottverdammter Hit! Textauszug: "Un Dos Tres - Ketchup Senf Mayonnaise". Ich muss tatsächlich vor dem Rechner lauthals lachen und das passiert mir selten. Leider wird es dann konsequent schlechter: In "Weekend" werden Wochentage aufgezählt und Tomas Tulpe teilt der Hörerschaft mit, dass Montag bis Donnerstag ätzend sind und Freitag bis Sonntag toll sind. Erstens gähne ich, zweitens ist das, selbst wenn es Ironie sein sollte, einfach verachtenswert. Es ist ja trotzdem Musik für Leute, die Montag bis Donnerstag ätzend finden. Dann kündigt euren Job halt oder geht nach Feierabend trotzdem saufen, anstatt vor der Glotze zu liegen. Eben dieses Phänomen besingt Herr Tulpe dann in "Schön mit dir". Dort werden keine Wochentage, sondern eben Fernsehsendungen aufgezählt. Ich gähne. Dann wird auch noch das "ABC" aufgezählt (ratet mal in welchem Lied). Wenn gerade mal nichts aufgezählt wird, dann gibt es anderweitigen Humor, der von ganz okay ("Roy Black Is Back!") bis einfach nur komplett unerträglich ("Sweat", "Fieber") reicht. Die Vorabsingle "Ich war noch nie im Berghain" versucht, einen Ansatz von Sozialkritik mit auf die Scheibe zu bringen, wirkt aber irgendwie anbiedernd und kalkuliert.
Warum jetzt "Un Dos Tres" für mich qualitativ heraussticht, möchte ich noch kurz erläutern: Weil es cooler Non-Sense ist. Helge-Schneider-mäßig. Oder auch Eisenpimmel-mäßig. Und der Rest ist eher so gewollt schenkelklopfig. Aber dafür nicht pointiert genug. Gewollt. Da das mit dem Humor aber immer so eine Sache ist, möchte ich Freunden von Deichkind, Großstadtgeflüster, etc. doch raten, mal reinzuhören. Auch wenn diese beiden Bands um Welten besser produziert sind, könnte Tomas Tulpe exakt dieses Zielpublikum ansprechen. Und, wie gesagt, vielleicht habe ich einfach einen etwas anderen Humor. Nix für ungut.