La Cry:
Songs About Shitshaking & Heartbreaking
Alte Herren mit Street-Attitüde und losem Stuhl. Das schreit mir zumindest auf den ersten Blick entgegen, wenn ich mir "Songs About Shitshaking & Heartbreaking" so anschaue. Apropos anschauen, auf dem Cover des Album greift sich eine tätowierte und beringte Hand theatralisch selbst an den Arsch. Wahrscheinlich muss ihr Besitzer mal dringend aufs Klo oder er war schon. Bei genauerer Betrachtung glaube ich aber letzteres. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch ein wenig Kot, aber das "Shitshaking" kommt ja auch nicht von irgendwo. Den Shit oder den Arsch kann man nämlich bei den 14 Songs durchgehend sehr gut schütteln.
Aus den Boxen dröhnt schließlich immer schöner Vollgas-Punkrock mit leicht hoher und angekratzter Stimme. Dieser ist ganz im Sinne der späten 80er. Kein Wunder, hat sich die Band doch Anfang der 90er gegründet, ein bisschen getourt und sich dann, nachdem der Gitarrist 1999 ausgestiegen ist, Anfang der 2000er aufgelöst. Liegen geblieben sind 14 Songs, die man jetzt, nach der Reunion 2015, versucht, in die Gehörgänge der Punkrockaudienz zu pflanzen. Das könnte tatsächlich klappen. Zwar wurde für das Release nach fast 20 Jahren kein Label gefunden, was vermutlich daran liegt, dass die damals interessierten Labels heute allesamt unterm Torf oder am Tropf im Altersheim liegen und den jungen Labels die Story der Band vielleicht etwas suspekt ist, trotzdem zeigen die Protagonisten, dass man auch Ende der 90er schon vernünftigen Punkrock produzieren konnte.
Die leicht ranzige Qualität der Aufnahmen macht das Ganze für mich in letzter Konsequenz nur noch authentischer. Aber was tut man denn nun, wenn kein Label die eigene Band veröffentlichen will? Ganz einfach: Man beweist, dass man im Jahre 2017 angekommen ist und macht einfach ein reines Digital-Release. Das spart Kosten und ermöglicht den einfachen Zugang fürs Publikum. Also unterm Strich doch eigentlich alles richtig gemacht.
Fazit: Aufnahmen nach 20 Jahren und 15-jähriger Bandabstinenz zu releasen? Mutig. Hat die Welt darauf gewartet? Nein. Schlecht ist "Songs About Shitshaking & Heartbreaking" aber trotzdem nicht.
Anspieltipp: This is Punk Rock (not L.A.)