Velvet Two Stripes:
Got Me Good
Kategorie: "Was sonst keiner besprechen wollte"
Dass das Album erst in dieser Kategorie landen musste, um die Ehre zu erhalten von unserem Konglomerat reviewt zu werden, ist ziemlich schade. Ich denke mal, dass dieser Sachverhalt vor allem zwei Dingen geschuldet ist. Zum einen gab es für den vorsätzlich interessierten oder nicht interessierten Schreiberling keinen schnellen Link, um vorab mal reinzuhören und zum anderen sieht das Album-Cover aus, als könnte sich hinter der Verpackung irgendso ein Indie-Schlonz verbergen. Dem ist aber nicht so, schmeißt man nämlich die LP oder die CD in den Player, gibt es richtig fetten und extrem gut produzierten Grunge-Sound. Die All-Female-Band aus St. Gallen spielt aber nicht nur Grunge, auf der 5-Song-Ep "Got Me Good" gibt es zudem auch einige Blues-Einflüsse und außerdem gibt es trotz eher langsamer Songs eine gewisse Grundwut, aufgrund derer ich der Platte auch ihre Punkrock-Anleihen nicht absprechen kann. Des Weiteren hat die Sängerin ein ordentlich rotziges und ziemlich raues Organ. Kein Wunder, dass Brody Dalle das gefällt. Nach den ersten beiden Songs, die ziemlich grunge-punkrockig reinknallen, gibt es dann mit "Your Love" einen Ausflug in den tiefen Süden. Bluesig schleppt sich der Song mit seinen dröhnenden Gitarren und dem groovigen Bass dahin, bis es dann plötzlich nach fast vier Minuten die totale Überraschung gibt und der Song in einem scheppernden und schnellen Punkrock-Finale förmlich explodiert. Geil gemacht! Schade, dass die anderen vier Songs nicht mit derartigen Sachen aufwarten. Aber dafür gibt es hier durchgängig ein richtig dickes und stets grooviges Grunge-Brett, mit Anleihen aus vielen anderen Genres. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre wohl, dass, wenn man im Anschreiben die Musik schon als Riot-Grrrl-Punk bezeichnet, man auch gerne ein paar mehr politische Lieder statt fast ausschließlich Love-Songs hätte machen können, aber das nur am Rande.
Fazit: Ein bisschen Iggy Pop, ein bisschen Nirvana, ein Mü White Stripes, eine gute Portion Brody Dalle und das Ganze verbunden mit intelligentem und experimentellem Songwriting und einer ordentlichen Produktion. Kann man machen!