100 Ausgaben Plastic Bomb! Das gibt doch mal Anlass zum Gratulieren, oder? Was im Heft so einige machen, darunter auch meine Wenigkeit, aber auch andere Leser und alte Weggefährten. Irgendwie ein schöner roter Faden, der immer mal wieder in den Artikeln durchscheint. Ich find's auch ganz interessant, was gerade die "ältere Garde" so zur Bombe und deren Geschichte zu sagen hat. So äußern sich Micha und Swen zur Vergangenheit, was sich echt gut liest, und auch Helge darf ein paar Geschichten auspacken. Bäppi bespricht die allererste Ausgabe und auch ein paar Werbeanzeigen nehmen Bezug auf die #100. Das ist doch echt nett!
Ansonsten natürlich auch viel vom üblichen Kram, vor allem Interviews. Denn, wie Danny von den Pestpocken im Interview sagt: "...ich habe das Gefühl, dass in der Fanzine-Landschaft alle Hefte nur noch aus Interviews bestehen". Äh, ja, irgendwie gar nicht so verkehrt, die Aussage. Aber sind dafür immerhin auch ein paar echt spannende Interviews dabei, mit zum Beispiel Popperklopper, Arrested Denial, Yok. Lesen sich gut und die Protagonisten haben noch echt was zu sagen. Hervorheben möchte ich auch das Gespräch mit Stephan Mahler und freue mich auf die Fortsetzung in der #101.
Beim Interview mit Herrensex fehlte mir etwas das Vorwissen, ich habe nämlich nichts vom dort erwähnten "Rummel um euch" mitbekommen und weiß nicht was da "ganz gut Staub aufgewirbelt" hat, und wenn man das nicht weiß, sitzt mal nunmal mit nem großen Fragezeichen überm Kopf davor. Vielleicht beim nächsten Mal doch ein paar Hintergrundinfos bringen? Und wenn sich eine Frage schon ums CD-Cover dreht, wie wär's mit einer Abbildung davon? Damit ihr nicht dumm sterben müsst,
hier die Kontroverse und
hier das Cover (ja, als Online-Medium kann man sich's da einfach machen).
Mir bisher kein Begriff war die Band (DOLCH), hier wurde anscheinend mal wieder über den Tellerrand geschaut - diesmal mit "am ehesten Blackmetal". Klingt eigentlich interessant. Aber da wundert mich, auch im Hinblick auf die vorher gestellten Fragen zur politischen Positionierung, dass die Aussage, die ersten Burzum wären "rein musikalisch" cool und Vorbild, einfach so hingenommen wird. Ich mein, geht doch nicht nur mir so, dass alleine beim Lesen des Bandnamens erstmal die Alarmglocken klingeln oder?
Dann gibt es noch Interviews mit Nicht-Bands (Koloss, Curly Cow), was ich zur Auflockerung auch ganz schön finde. Und natürlich noch mehr Interviews mit weiteren Bands, die ich aber alle nicht sonderlich spannend finde.
Noch ein Special zur Ausgabe 100: Die "Führerecke Extended", in der diesmal komplette Bands verrissen werden - bevorzugt solche, die sonst recht beliebt sind. Das ist sogar meistens nachvollziehbar bis witzig, manchmal aber auch nur stumpfes Rumgebashe (Hallo Knut!). Aber insgesamt ne schöne Idee. Wobei ich mich bei der Band Abfukk frage, ob die tatsächlich keinen Humor haben, oder ob ich ihn einfach nicht verstehe? Deren
Reaktion war jedenfalls irgendwie dämlich. Naja, egal.
Neben der 100 ist auch G20 ein immer wieder kehrendes Thema, sowohl in den Vorworten als auch in mehreren Artikeln (von Björk Rostock, Lars und Chris Scholz) - das gibt insgesamt ein ganz gutes, aber auch erschreckendes Gesamtbild ab.
Weitere Artikel: Den Barcelona-Reisebericht von Tüddel fand ich gut (es sollte definitiv mehr Punkrock-Reisen geben!). Geschichten aus der Gruft diesmal über kaputte (Um)Weltbilder, da muss man auch mal schlucken. "Punk in der Provinz" diesmal über Duisburg - wer hat sich das nicht schon immer gewünscht! Die Abenteuer von Adventure Joe und Ricky Risk im Sauerland verlieren sich in den ständigen Versuchen, den nächsten übergeilspritzigen Satz rauszuhauen. Linus Volkmann schreibt weil er es einfach kann. "A Reference Of Female-Fronted Punk Rock 1977-1989" ist bestimmt ein schönes Referenzwerk, wäre mir aber einfach zu viel und statt dem einseitigen Artikel und den ewigen Band-Auflistungen hätte ein Absatz gereicht. Aber irgendwie müssen die 96 Seiten ja voll werden...
Auch schön: Ein Punkrock-Kreuzworträtsel! Blöd nur, wenn ausgerechnet da mal wieder das Lektorat streikt und einfach mal ein Kästchen fehlt. In diesem Sinne: Alerta Antifasista!
Ja, damit hätte ich so grob alles umrissen was diesmal die Ausgabe bietet. Natürlich neben dem üblichen Kram mit Demo/Fanzine/Platten-Besprechungen. Ganz schön viel! Insgesamt 96 Seiten hat die Ausgabe 100. Auf 100 Seiten kommt man wohl nur, wenn man Vorder- und Rückseiten der CD-Beilagen mitzählt. Ja richtig, Plural, das reguläre Heft enthält nämlich noch eine Extra-CD mit neuen Stücken von The Adicts und Peter And The Test Tube Babies, während Abonnenten sogar eine 7" bekommen mit Songs von Maniacs und Zyklome A. Uund ein Poster mit allen Heftcovern.
Fazit: Schön dicke Ausgabe diesmal und einige echt interessante Artikel, aber auch einiges was mir weniger gut reingeht - wie das halt so ist. Aber, insbesondere wenn ich mir die Aussagen älterer Leser und Schreiber so durchlese: Ich glaube, früher war das Plastic Bomb einfach bissiger und witziger. Das würde ich mir schon ganz gerne zurück wünschen. Jaja, früher...
