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Randale:
Randale im Krankenhaus
Randale machen Rockmusik für Kinder. Mancher Leser ahnt bereits, dass dies eine schwierige Rezension werden könnte. Es wäre jetzt also ein Leichtes, irgendeinen Verriss zu schreiben. Das ist mir aber zu blöd. Ich nähere mich der Thematik lieber folgendermaßen an: Ich beginne im ersten Teil dieser Kritik, die Bandbeschreibung zu kommentieren - stapelt die Band zu hoch oder kann ich dem zustimmen? Im zweiten Teil versuche ich mich an einer Reflexion, wie die musikalische Sozialisation bei mir selbst abgelaufen ist und ob ich als Kindergarten- bzw. Grundschulkind wohl Randale gehört hätte.
Zur Bandbeschreibung (alle in Anführungszeichen gesetzte Passagen sind genau so von der Homepage entwendet):

„… als ob die RAMONES, DIE ÄRZTE und IGGY POP mit JOHNNY CASH Kindermusik machen würden!“
Das stimmt, ich würde nur die Ramones rauslassen. Nach dem geradlinigen 1-2-3-4-Punkrock der Ramones klingt Randale weniger, die anderen Referenzen treffen musikalisch und textlich besser zu.

"Randale machen Rockmusik für Kinder. Eigentlich sogar Rockmusik für die ganze Familie. Manchmal sogar für Leute, die gar keine Kinder haben."
Das Wort "manchmal" hat hier große Relevanz. Denn dann kann die Aussage schon stimmen. Ich persönlich fühle mich von dieser Rockmusik nicht angesprochen. Wenn ich vielleicht in ein paar Jahren mal Kinder habe, werde ich nochmals auf den Satz eingehen.

"geradlinig gespielte Songs mit pfiffigen Texten, bei denen Erwachsene nicht schreiend weglaufen müssen."
Stimmt. Schreiend weglaufen tu ich eher bei Silbermond, Revolverheld und Xavier Naidoo. Ein bisschen Nervpotential (beispielsweise beim dreiteiligen "Langweilig" oder "Superdoppeldoof") ist allerdings durchaus vorhanden - teilweise könnten die Texte also für meinen Geschmack zumindest etwas pfiffiger ausfallen.

"Das liegt zum einen an der Vielfalt der gespielten Stile. Von Rock über Punk und Metal bis hin zu Reggae, Ska, Folk und Pop."
Das stimmt ohne Wenn und Aber. Die CD ist enorm vielfältig und das gefällt mir echt gut. Es gibt Rockabilly ("Rock A Billy Röntgen"), Stadionrock ("Randale im Krankenhaus") und tatsächlich auch Punk ("Möhrenhemd").

"Immer mit Augenzwinkern. Nie mit erhobenem Zeigefinger."
Das kann man dem Album wirklich zu Gute halten. Randale verzichten auf belehrende Elemente. Gottseidank!

"2017 erscheint die neue CD 'Randale im Krankenhaus' mit Mutmachliedern für Kinder, die im Krankenhaus sein müssen."
Definitiv coole Idee - und sollte das auch nur bei einem Kind klappen, dann hat sich die CD ja schon gelohnt. Und ich hoffe, dass das so klappt. Auch ich lag mit fünf Jahren mal eine Woche lang im Krankenhaus mit Verdacht auf eine Hirnhautentzündung und das war alles andere als spaßig. Mich hat damals noch nicht der Sound von Randale ermuntert, sondern die ein oder andere Actionfigur aus der Masters-Of-The-Universe-Reihe. Welch galante Überleitung zum 2. Teil der Kritik. Die persönliche musikalische Sozialisation:

Meine Eltern bestätigen es immer wieder: Schon bevor ich sprechen konnte, habe ich mich an ihrer Schallplattensammlung vergriffen. Erste Kontakte zur Musik waren unter anderem "The Police", "Deep Purple" oder auch die "EAV". Wäre damals auch Randale im Schallplattenschrank gestanden, hätte ich mir das sicherlich auch reingezogen. 1:0 für Randale.
Ich hatte dann in meinem Leben ganz genau ein Mal bewussten Kontakt zu Live-Musik, die für Kinder gemacht wird. Nämlich im Fasching 1995. Da spielte im Dinkelscherbener Sportheim ein Liedermacher, der so Texte wie "Oh Backe, Hundekacke auf dem Weg" oder auch "Was schmeckt am allerbesten? Eis!" gemacht hat. Keine Ahnung wie der hieß (Nachtrag: Laut Google heißt der Typ "Rainer Wenzel"). Ich fand das damals gut und hätte mir eine CD gekauft, nur hatte ich mit meinen 6 oder 7 Jahren nicht genug Kohle dabei. Randale klingen ähnlich wie dieser Liedermacher. 2:0 für Randale.
Mein erstes "richtiges" Konzert besuchte ich im Jahr 1998. Und zwar war es JBO. Ich war Fan. JBO unterscheiden sich jetzt vom Berufsethos zumindest nicht maßgeblich von Randale, außer dass sie Kindercovers eher für Erwachsene machen wollen. Jetzt kenn ich aber wenig Erwachsene, die sich öffentlich dazu bekennen, JBO-Fans zu sein. Auch bei mir ließ das Interesse an der Band sehr schnell nach. Aber als Kind feierte ich das übelst. Zwar sind JBO musikalisch etwas härter, als auch textlich bissiger. Hm, keine Ahnung, aber ich glaube, mit 10 Jahren wären mir dazu im Vergleich Randale schon zu kindisch gewesen. Aber ich weiß es nicht hundertprozentig. Daher 2,5:0,5 für Randale.
Und dann ging es in meiner musikalischen Sozialisation definitiv bergab. Die nächsten beiden Bands, von denen ich behaupte, so etwas wie ein Fan geworden zu sein, waren Knorkator und die Kassierer. Beide, da mach ich keinen Hehl daraus, vorerst wegen der Texte. Randale hätte im Alter von spätestens 12 bei mir eher negative Reaktionen hervorgerufen. 2,5:1,5 für Randale.
Was dann kam war Punk, Metal und auch mal Indie in sämtlichen Facetten.
Was in diesem Kontext noch interessant ist: Wenn ich jemandem eine CD von mir schenke, der selber Kinder hat, beobachte ich ganz ähnliche Tendenzen: Ob das Kind 5 oder 12 ist (bei beiden Altersgruppen schon genau so vorgekommen), die Favoriten der Sprösslinge sind ganz klar immer die Lieder mit "explizitem Content" - insofern man "Pissrinne" und "drauf geschissen" als expliziten Content definieren kann. Keine Ahnung also, ob die Kinder, würde man ihnen eine Auswahlmöglichkeit geben, eher zu dem "Rutsch Ping Ping" von Randale, der "Symphonie der Verstopfung" von JBO oder gar einem Werk von KIZ greifen würden.

Unterm Strich: Ein Album, das bei mir kein weiteres Mal rotieren wird, mir aber hundert mal lieber ist als diverse Weichspülerbands, die im Radio laufen.
Und wie gesagt: Falls das Album bzw. die Band dazu in der Lage ist, Kinder dazu zu bringen, sich wohler oder fröhlicher zu fühlen, dann hat die Band alles richtig gemacht. Daher kann das Fazit bei dieser Scheibe am Ende nur positiv ausfallen. Also, bitte weitermachen!
Kabl 11/2017
Randale
Musikstil: Rock
Herkunft: Bielefeld
Homepage: www.randale-musik.de
Randale - Randale im Krankenhaus

Stil: Rock
VÖ: 26.05.2017, CD, Newtone (Link)


Tracklist:
01. Randale im Krankenhaus
02. Superdoppeldoof
03. Doktor Superschlau
04. 1000 Farben bunt
05. Langweilig
06. Rutsch Ping Ping
07. Fruchtalarm
08. Afrika Randale!
09. Achterbahn
10. Sehr Langweilig
11. Nachtschwestern ABC
12. Rock A Billy Röntgen
13. Kein Bock auf Waschen
14. Mega Langweilig
15. Die Klinik Clowns
16. Und Tschüß!
17. Bonus Track: Möhrenhemd



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