Keim-X-Zelle:
Strsz
Wow, was ein krasser Mix aus Waving The Guns, Rage Against The Machine, Zugezogen Maskulin und Rio Reiser!
Im Anschreiben steht irgendwas von "Zeckenrap". Das würde ich nicht so sagen. Könnte aber auch einfach daran liegen, dass ich Zeckenrap für musikalisch absolut unertragbar halte, wenn natürlich auch textlich gute Messages rausgehauen werden. Keim-X-Zelle schaffen es dann endlich mal, gute Flows und korrekte Messages zu verbinden. Die vielen Variationen in Tempo, Klang, Aggressivität und dem Wechsel zwischen Sprechen und Singen finde ich ziemlich gut gelungen. Außerdem holt der Sänger immer so lustig Luft zwischendurch. Dass die Stimme dann auch noch von einer Band getragen wird, gibt dem Ganzen zusätzlich filigranes Fühl. Mir persönlich fehlt zwar auf dem Album der pogotaugliche Refrain, aber trotzdem gehen Songs wie "No Talk" und "Fifty Shots" gut nach vorne. Insgesamt finde ich hier das viel- und sorgfältige Songwriting sehr gut gelungen. Nur das Voice-Only-Lied "Krise Alltag" muss ich echt bei jedem Durchlauf wegskippen. Textlich sicherlich auch toll, aber das klingt einfach so leer und ist deswegen irgendwie unangenehm und anstrengend.
Gelungen sind auch die Texte, welche von Polizeigewalt ("Fifty Shots"), sozialen Missständen ("Und was bleibt..."), linken Mackertum ("Schafe im Wolfspelz") und Antifaschismus ("No Talk") handeln. Stilistisch ist die Band, zumindest was Metaphern, Alliterationen, Verknüpfungen und andere sprachliche Bilder angeht, sowieso sehr weit vorne und den meisten Deutschpunk-Bands um Meilen voraus.
Fazit: Für alle, die politischen Sprechgesang ganz gerne haben, denen aber dieser 08/15-Gammel-Laptop-Bums-Beat zum Hals raushängt.
Anspieltipps: Schafe im Wolfspelz, No Talk, Fifty Shots