Krawallbotz:
Hey Marlene!
Kölns schönste Punkband (isso!) ist zurück mit ihrer neuen CD „Hey Marlene!“. Darauf finden sich vier brandneue Stücke, aber als würde man sich darüber nicht schon genug freuen, packen die Ärgersucher noch mal eben so (fast) alles dazu, was sie jemals aufgenommen haben bzw. was auf eine CD passt. Es handelt sich also quasi um eine EP plus Best-Of. Oder sagt man in so einem Fall „All-Of“? Traumhaftes Paket auf jeden Fall mit insgesamt 31 Stücken.
Aber der Reihe nach: die vier ganz neuen Stücke reihen sich nahtlos in das epochale Werk der Krawallbotz ein: „Hey Marlene!“ und „Zur Tanke“ sind lupenreine Punkrock-Hymnen mit Melodie, Schmiss und Trinkbezug, ohne dabei dimplemindig zu werden. Toller Chor, bratende Gitarren, enge Trommeln und eine erfahrene Mannschaft, die jenseits von Schlachtrufe-Geschrammel beweist, dass Spaßmusik auch gut gespielt werden kann. Der dritte Titel „Krawallbotz“ ist der Wir-sind-wieder-da-Song, den wohl alle Bands irgendwann mal schreiben. Schönste Zeile dabei: „Für Punks sind wir zu schnell, für Metaller fehlts an Haar.“ Ein stimmige Analyse, auch wenn ich attestiere, dass bei dieser Band die Attitüde von Punkern und die Fertigkeit von Metallern aufs vortrefflichste zusammengeführt werden. Das vierte neue Stück „Bierbank“ feiert das traditionelle Draußentrinken, aber nicht das verzauselte Späti-Abfeiern oder am Hipster-Kiosk (im Rheinland: Hipster-Büdchen), sondern schlicht im Park auf der Bank oder beim Konzert unter Brücke. Bei mir zuhause nennt man das übrigens Stromkastensaufen. Auch eine Hymne.
Alle Stücke wurden übrigens von Schlagzeuger Kin aka Gozer produziert, der das sehr gut kann und unter anderem auch für die Produktion der Crimson Ghosts Platten verantwortlich ist. In Köln spricht man von „Klüngel“. Das trifft auf auch das fünfte, bisher unveröffentlichte Stück „Wie geht’s?“ zu, bei dem es sich um ein umgetextetes Cover der ebenfalls aus Köln stammenden Karoshi mit ein bisschen mehr Tempo und mit Kazoo (hihi) statt Trompete und Sack-Sophon. Alles rundum gelungen.
Die folgenden Stücke können wie erwähnt als Werkschau betrachtet werden: "Wir haben Euch was mitgebracht“ (2007), "Die Pflaumenflüsterer“ (2005), und "Nackte Tatsachen“ (2003) in Gänze. Allein die Split "Stammtischpoeten“ von 2013 mit den (schon wieder) Kölner Kollegen von Mad Woosch fehlt, aber irgendwann ist so eine CD halt auch mal voll, ne? Riesen Ding, tolle neue Songs und ich freue mich schon auf die nächste Aufführung!