Ghost:
Ceremony and Devotion
Wer kennt sie nicht? Die "Früher-war-alles-besser"-Prolls. Besonders wenn es sich im Gespräch in der Kneipe um Musikgruppen dreht, kommt diese Gattung erstaunlich oft ans Tageslicht. So zum Beispiel nach dem 6. Hefeweißbier: "Ach, es kommen doch keine großen Rockbands mehr nach, nenn mir mal eine, die annähernd groß und einzigartig ist, wie vor 20 Jahren."
So muss man eingestehen, dass es aufgrund der Download-Politik bzw. Übersättigung des Konsumenten wohl tatsächlich wenige "Riesen"-Bands mehr geben wird. Aber zum Beispiel wäre Ghost eine Band, die, wäre sie ein paar Jahrzehnte vorher auf den Markt geschmissen worden, wohl eine der jetzt richtig großen. Das Live-Album "Ceremony And Devotion" hat alles, was eine richtig große Rockmacht ausmacht. Geniale, eingängige Refrains ("Per Aspera Ad Inferi"), lecker Gitarrensoli ("Absolution"), abgedrehte Ideen (zum Beispiel der Polkarhythmus in "Secular Haze") und einen Frontmann, der das Publikum ständig animiert, alles aus seinen Kehlen zu hohlen. Hier wird solider, teils mythischer/gruseliger Hardrock ganz im Stil von King Diamond geboten, nur ohne Falsett-Gesang. Auf dem Konzert wird die Sache mit Sicherheit noch beeindruckender ausfallen, da die komplette Performance als eine Art Ritual durchgezogen wird.
Und so ist es nicht den nachkommenden Bands geschuldet, dass keine mehr "richtig groß" wird. Denn Ghost hat in meinen Augen tatsächlich alles, was eine herausragende Hard-Rock/Metal-Band ausmacht. Fans von Alice Cooper, Black Sabbath und wie die Dinosaurier alle heißen, sollten sich das anhören.