Letztens soll ja irgendwann Silvester gewesen sein. Auf der Veranstaltung, die ich besucht habe, wurde auch das Tanzbein geschwungen. Zum Beispiel zu GOGOL BORDELLO. Die haben schweißtreibende und endorphinsteigernde Hits wie „Super Taranta!“ vom gleichnamigen Album: Sechs Minuten mitreißende Ekstase!
Generell funktioniert die Kreuzung der alten Dame Rockmusik mit Elementen der Folklore sehr gut. Bei GOGOL BORDELLO nennt sich das Gypsy-Punk: Von der Kultur der Roma inspirierte Melodien und Instrumente werden gepaart mit der Schnelligkeit und Lautheit eines Punk-Trios. Violine und Akkordeon laden so zur ausgelassenen Feierei ein.
Wo GOGOL BORDELLO draufstand, war seit 1999 auch genau das zu finden.
Nun ist mit „Seekers and Finders“ das siebte Studioalbum der New Yorker Kapelle erschienen. Konservative Hörer, die genau das erwarten, was GOGOL BORDELLO immer ausgezeichnet hat, werden bitter enttäuscht sein. Fast keine partytauglichen Songs. Das Album wirkt lammfromm. Die so geschätzte aufgeheizte Stimmung ist nicht zu finden. Vielmehr ist „Seekers and Finders“ ein solides Pop-Rock-Album mit ein paar Anleihen an die Musik der Roma und den Punk.
Nicht falsch verstehen: Songs wie „Walking an the Burning Coal“ und “Familia Bonfireball” sind wirklich toll! Bei dem Titelsong „Seekers and Finders“ handelt es sich sogar um ein famoses Duett mit der geschätzten REGINA SPECTOR. Als alleinstehende Lieder funktionieren die sehr gut. Aber es klingt eben nicht so, wie man es seit neunzehn Jahren GOGOL BORDELLO und vielen feuchtfröhlichen Konzerten erwartet hat. Außerdem sind viele Songs einfach nur Lückenfüller, die man beim zweiten Hören schon überspringt.
Vielleicht wäre es ratsam gewesen, die Platte unter dem Namen des Frontmannes zu veröffentlichen. Eugene Hütz ist sowieso die einzige Konstante der Band. Er schreibt die Songs, spielt Akustik-Gitarre und Perkussion und hüpft wie ein hyperaktiver Flummi mit Schnurbart über die Bühnen dieser Welt. Bei „Seekers and Finders“ hat er zum ersten Mal auch die Produktion übernommen.
Für „Seekers and Finders“ von GOGOL BORDELLO vergebe ich deswegen nur 4 von 10 Cevapcici. Für EUGENE HÜTZ AND FRIENDS wären es 6 gewesen.
Tracklist: 01. Did it all
02. Walking on the burning coal
03. Break into your higher self
04. Seekers and finders
05. Familia bonfireball
06. Clearvojance
07. Saboteur blues
08. Love gangsters
09. If i ever get home before dark
10. You know who we are
11. Still that way
Gut zusammengefasst. Habe auch letztens den Kommentar gelesen, dass man Seekers and Finders als enspanntestes Punkalbum aller Zeiten bezeichnen könnte. Trotzdem finde ich, dass "Saboteur Blues" durchaus Live-Potenzial hat. Okay, ein Song mit Live-Potential ist vielleicht etwas wenig. Vielleicht ist man als Hörer aber auch generell etwas enttäuscht, wenn man vom stürmischen Intro von "Did It All" angefixt wird und dann die Erwartung von einer Pogo-Party doch ziemlich enttäuscht wird.
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