Talco:
And the winner isn't
Die fleißigen Bienchen von Talco bescheren dem gemeinen Hörer mit "And the winner isn't" mal wieder ein für die Truppe extrem typisches Album. So wird es auch, nachdem man jetzt in sorgfältiger Kleinstarbeit Chöre, Saxophon, Akkordeon, Drums, Trompeten, Bässe, Banjo, Gitarren (akustisch wie elektrisch) und wahrscheinlich noch ein paar andere Dinge, die ich als Laie jetzt nicht unbedingt heraushöre, zusammengesetzt hat, wieder auf eine schier endlose Tournee gehen. Dem Winter folgt schließlich der Frühling, dem Frühling der Sommer und wo kommt dieser endorphingeladene Partypunkrock mit Folk- und Chankaeinflüssen wohl besser als auf den vollen Festivalwiesen Europas; egal ob Ruhrpott Rodeo, Deichbrand, Punkrock Holiday oder Wacken. Die Kombo aus Venedig bringt wohl jeden Club, jedes Stadion und jedes Open Air zum Kochen, keine Frage.
Auch dieses Album wurde definitiv mit Hinblick auf Livekonzerte geschrieben. Vor allem Lieder wie "Onda immobile", "La verità" oder "Domingo Road" mit ihren treibenden Drums, den eingängigen Chorussen und den euphorischen Trompeten warten sicher schon sehnsüchtig darauf, von einem tanzenden Publikum gefeiert zu werden. Dasselbe gilt eigentlich für fast alle Songs der Platte. Also, alles tippitoppi im Ska-Punk-Tröt-und-Schlagerland? Nicht ganz; so sehr es wahrscheinlich viele freuen wird, dass sie mit "And the winner isn't" genau die gewohnte Dosis Talco bekommen, die man exakt so schon auf den Vorgängeralben kosten durfte, macht eben dies die Nummer einfach schon zu berechnend. Mehr noch, viele Riffs und Melodien klingen teilweise so als wären sie 1:1 von Alben wie "Silent Town" oder "Gran Gala" übernommen worden. Wir befinden uns hier an einer ziemlich schwierigen Stelle: Niemand möchte die neuen Songs einer Band hören, wenn man dort nicht mehr das Feeling der alten Tage heraushört und diese Band das dann auch noch als sogenannte Weiterentwicklung verkauft. Dennoch finde ich, dass, wenn sich eine Band nun so gar nicht weiterentwickelt, das auch nicht als Erfolg zu verbuchen ist. Zur Verteidigung der Band sollte man aber wohl auch anführen, dass dieser "Aha!"-Effekt teilweise gewünscht zu sein scheint, so hat man vor allem bei der Deluxe-Version bewusst darauf gesetzt, die größten Hits der Band noch mal neu aufzulegen.
Als großen innovativen Schritt hat man diese dann vom italienischen in verschiedene Sprachen (alles Länder in denen sich eine große Anzahl von der Talco-Fans befindet) übersetzt und neu aufgenommen. Das ist nun sicherlich eine gut gemeinte und auch nette Idee, aber gerade bei der Stimme von Frontsau Dema merkt man doch sehr, das sich dessen Gesangstil eben am meisten am Italienischen orientiert. So ist das in Spanisch vorgetragene "La Torre" noch am besten gelungen, während man gerade bei den englischen Versionen doch deutlich merkt, dass der hohe Singsang einfach nicht mit dem Angelsächsischen d'accord gehen möchte. Aber soweit genug gemeckert. Talco-Fans werden auch "And the winner isn't" mögen, da sie einfach genau das serviert bekommen, was es auf den Vorgängeralben auch schon gab.
Also, ziemlich gute Skapunklieder mit Patchanka- und Folk-Einflüssen auf schnellen Beats und hymnenhaften Melodien. Wer aber noch nie mit den Venezianern warm geworden ist, wird das wohl auch nicht mit "And the winner isn't".
Fazit: Gut gemachter, aber eben auch sehr vorhersehbarer Skapunk zwischen Ska-P und Mano Negra.
Anspieltipps: Onda immobile, Domingo Road