Weiter geht's mit den ReReleases der älteren Fahnenflucht-Diskographie: Diesmal mit dem Album "K.O. System". Eine CD, die mich damals stark geprägt hat wie wenig andere und wohl auch dafür verantwortlich ist, dass mein Musikgeschmack erstmal für die nächsten Jahre in Deutschpunk-Gefilde abrutschen sollte. Dies lag vor allem daran, dass der titelgebende Song auch meine damalige Lebensrealität widerspiegelte und mit den eingängigen Zeilen "
Wie lange wie lange spielen wir dieses Spiel in dem wir letztendlich verlieren? Wie lange wie lange? Wie lange noch?" wohl sehr viele angesprochen hat. Egal ob in der Schule, Uni, im Büro oder beim Arbeitsamt, überall Machtkämpfe und jedes Mal gewinnt das größte Arschloch, während alle anderen auf der Strecke bleiben. Lang lebe 2010!
Heute sitzen wir immer noch in der gleichen Scheiße, nur der Haufen hat es irgendwie geschafft, tatsächlich noch größer zu werden. So sind auch die Themen des Albums immer noch aktueller den je. "Chill Out Song" ist zwar eigentlich dem Juristen und Ex-Politiker Ronald Barnabas Schill gewidmet, der mit seiner "Partei der Rechtsstaatlichen Offensive" Hamburg aufräumen wollte, dennoch lässt sich dieser Song heute auch 1:1 auf AfD und die anderen Nazis in Europa beziehen. Bleibt nur zu hoffen, dass der Fall genau wie bei Schill und bei Pim Fortuyn bald passiert und nicht erst, wenn die halbe Welt in Flammen steht. Wahrscheinlich war die Situation seit Langem schon nicht mehr besser für wütenden Deutschpunk mit einer ordentlichen Kante Hardcore, der die Finger in die Wunde legt.
Ändern vermögen die Songs von Fahnenflucht sicherlich nicht so viel, aber immerhin geben sie denjenigen ein Zuhause, die merken, dass hier einiges verkehrt läuft, sich aber deswegen noch lange nicht in die Fangnetze von rechten Rattenfängern treiben lassen.
Besonders schön an dieser Stelle auch folgende Zeilen aus "Das alte Lied":
"
Jeder Pazifist, der mit Faschisten demonstriert, sollte sich mal fragen, eine ganze Menge fragen..."
Neben den vielen politischen Bezügen, gibt es aber auch einige persönliche Texte wie "Zeig dich" oder "Blubber D.". Von der Aufnahmequalität kann die Platte natürlich noch nicht so ganz mit den neuen Alben mithalten, so klingt das Schlagzeug etwas dumpf, aber dafür gibt es einige sehr gelungene Gitarrenmelodien und eine breite Rhythm-Gitarre als Stütze. Soweit also ein ziemlich gutes Machwerk.
Fazit: Aktueller denn je kommt dieses Brett aus Deutschpunk und Hardcore direkt durch die Vordertür. Ein kleines bisschen Wut gegen all die Scheiße auf diesem Planeten.
Anspieltipps: Chill Out Song, K.O. System, Kleiner Terrorist