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Feine Sahne Fischfilet:
Wildes Herz
Woaaaah...die erste Rezi eines Kinofilms für Bierschinken.net, und ich bin live dabei! Bzw war. Ich hatte durch ein paar angenehme Zufälle die Möglichkeit, an einem Presse-Screening für „Wildes Herz“ teilzunehmen. Alles, was ich dafür tun musste, war mich in mein Auto zu setzen und mir einen Parkplatz in der Münchner Innenstadt suchen, was aber erstaunlich einfach geklappt hat.

Wildes Herz, das ist der Dokumentarfilm über Feine Sahne Fischfilet von Charly Hübner. Charly Hübner, das ist dieser Mecklenburger Schauspieler, der im Polizeiruf den leicht abgefuckten Bullen Bukow spielt und sonst auch eher so „bad boy“-Rollen übernimmt. Jedenfalls scheint dieser Kerl irgendwie mit der Band FSF vertüdelt zu sein, oder mag sie einfach besonders gerne, hat auch schon in nem Musikvideo gespielt und gibt nun mit diesem Film über die sein Regiedebut.

Kurze Vorrede: Vor dem Film hatte ich über die Band Feine Sahne Fischfilet die Meinung, dass sie mich musikalisch zwar nicht tangieren, aber trotzdem respektable Arbeit machen, weil es ja schon ne größere Leistung ist, in kleinen Dörfern im Osten gegen Nazis zu pöbeln als im prallgefüllten AZ Mülheim vor 1500 Asselpunks. So.

Dann sitzen wir da also Freitag vormittags im City Kino mitten in München, in einem Saal für locker 300 Leute, und da sind...zehn. Alsbald flirrt das erste Bild über die Leinwand und zeigt uns direkt ein Gesicht, das wir heute so schnell nicht mehr loswerden: Jan „Monchi“ Gorkow singt oberkörperfrei ein Lied ein. Aber nicht besonders gut.

Nicht besonders gut ist an diesem Film aber noch so einiges. Wie die meisten dieser Band-Dokus zeigt er durch Interviews mit Bandmitgliedern sowie deren Freunden und Verwandten, wie die Band sich entwickelt hat, aufgelockert durch Tour- und Liveschnipsel. Das plätschert auch ganz angenehm von vorne ins Gesicht rein, aber so richtig informiert fühlt man sich danach nicht.
Viel zu lange, mit viel zu vielen Bildern und viel zu wenig Sinn wird auf der Person Jan Gorkow, seiner Kindheit und seiner Vergangenheit in der Ultra-Szene herumgeritten, ohne dass das Ganze auch mal kritisch angegangen wird, da sich beispielsweise beim Fußball ja gerne auch mal Rechte und Linke unter dem Hansa-Rostock-Banner treffen und gemeinsam ACAB bölken, die Cops kann schließlich keiner leiden.
Auf weitere interessante, ansatzweise kontroverse Tatsachen, wie z.B. dass FSF früher nicht in den örtlichen AZs auftreten durften, weil ihre Texte zu „sexistisch und rassistisch“ waren, wird nach der Erwähnung keine weitere Sekunde eingegangen, dafür über einen größeren Zeitraum Auftritte mit Marteria und Campino abgefeiert. Dass dabei dazu aufgerufen wird, sein T-Shirt auszuziehen und wegzuschmeißen, will ich hier ebensowenig noch im Detail aufgreifen wie die Tatsache, dass in dem Film so wenige Frauen auftreten, dass es sogar mir aufgefallen ist – und ich achte normalerweise nicht wirklich auf sowas.

Insgesamt also ein Film, der trotz der vollmundigen Ankündigung im Presseheft mehr Fragen offen lässt als er beantwortet. Beispielsweise: Ist die Band wirklich nur durch Monchis Persönlichkeit so berühmt? Warum überhaupt standen sie als einzige linke Band seitenlang im Verfassungsschutzbericht? Und wieso dann irgendwann nicht mehr? Warum ist Monchi so dick? Sind die anderen Bandmitglieder auch im kreativen Schaffensprozess so unbedeutende Randfiguren, wie sie im Film rüberkommen? Warum heißt die Band überhaupt Feine Sahne Fischfilet? Und warum liest sich diese Kritik so negativ, obwohl ich den Film im Großen und Ganzen doch eigentlich ganz ok fand?

Noch ein paar Sätze zur zuletzt aufgeworfenen Frage. Der Film zeigt nette Bilder und erzählt die Geschichte einer Person, die es durch die Musik zu irgendwas gebracht hat, womit niemand gerechnet hätte. Nicht viel mehr, aber auch nicht weniger. Mir fehlt dabei einfach die Aufklärung der im Film durchaus angerissenen Kontroversen, und genau deshalb hat sich an meiner Meinung über diese Band auch nicht viel geändert, ich bereue aber auch nicht, 90 Minuten meines Lebens in diesen Film investiert zu haben.
Gerdistan 03/2018
Hörprobe:
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Feine Sahne Fischfilet - Wildes Herz

Stil: Film
VÖ: 12.04.2018, Kino





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