Wohin geht die Reise?
Als ich das neue Album "Scum as you are" des Quartetts aus St. Wendel in der Hand hielt, war ich zunächst etwas überrascht. Das Cover ist eine schlichte Strich-Zeichnung auf weißem Grund. Das lässt mich vorm ersten Hören schon mal gedanklich abschweifen. Bisher waren die Cover der Band eher "bunt/kräftig" und mit einer klaren Ansage. Coverartwork und Songs hauten in eine Kerbe, was mir gut gefiel. Vergleiche werden in meinem Kopf hochgespült. Bands, die plötzlich eine ähnlich spartanische Covergestaltung machten, lieferten entweder einen musikalischen Umschwung, oder die Band wähnte sich selbst in ihrem musikalischen Zenit. Liefern Christmas ihr musikalisches Manifest/Umschwung/neue Wege? Beim Hören wird allerdings schnell klar, dass Christmas ihrer Erfolgsformel treu bleiben und sie liefern auf ihrem dritten Album mal wieder 11 Punkrocksongs, die ohne Kompromisse von vorne bis hinten durchpreschen.
Beim ersten Hören war ich vom Sound des Albums noch angetan, krachten die Songs rau und laut aus der Anlage und ließen nichts vermissen. Doch beim zweiten Hören denke ich, dass man doch beim Mix mehr Mut hätte haben dürfen. Dem Booklet entnehme ich, dass die Band das Album in Eigenregie aufgenommen hat. Meiner Meinung nach hätte es sich gelohnt, beim Mix/Master jemand Externen hinzuzuholen, der mit mehr Mut und von außen an die Sache heran gegangen wäre, um den Sound etwas aufzufrischen, die Solos mit Mut lauter und alles einfach etwas bombastischer, glamrockiger, hellacoptersmäßiger gemacht hätte.
Das hätte "Scum as you are" im Vergleich zum großartigen Vorgänger "Loose your Illusion" zumindest eigenständiger gemacht.
Pro: Christmas bleiben sich treu.
Contra: Christmas bleiben sich zu sehr treu.
Die Antwort auf die Eingangsfrage "Wohin geht die Reise?" wird demnach noch vertagt.