Rising Resistance:
Primetime Riot
Benzingeruch liegt in der Luft, in der Nähe zerreißt eine Maschinengewehrsalve die Stille, während ein Müllcontainer langsam vor sich hinkokelt. So in etwa stellt man sich die Welt von Rising Resistance vor, die sie auf "Primetime Riot" heraufbeschwören.
Die Band selbst kommt aus Süd-Ost-Bayern; genauer gesagt aus Kienberg. Das wiederum ist genauso spannend wie es klingt und wohl einer der letzten Orte auf dieser Welt, wo ich mir einen Bürgerkrieg vorstellen könnte. Die Band steigt auf dem Album direkt mal mit dem extrem dramatischen "We will rise"-Intro ein, um dann in den pogoaffinen "Nothing to regret" einzusteigen.
"I've been into some trouble, I've been into some fight"
Richtig harte, böse Jungens eben. In "Battlefield" gibt es dann direkt auch Krieg. Immerhin nicht als träumerische Phantasie, sondern als Kritik an den zahllosen Konflikten, die gerade auf der Welt so passieren, wird dieses Thema auch in "No More" wiederholt aufgegriffen.
Textlich total daneben ist dann der Song "Bite". Während sich andere Punkbands mit Themen wie #Metoo und sexueller Selbstbestimmung auseinandersetzen, leben Rising Resistance hier ihre Gewaltphantasien im Bett aus. In mir steigt der Ekel auf bei Textstellen wie "Blood is running down like water from your lips. Blood is running down, down to your tits".
Wenn ich bedenke, wie viele Frauen tagtäglich von Männern belästigt oder sogar vergewaltigt werden...und dann kommen da solche Spacken und prollen mit ihren Gewaltphantasien zwischen den Laken rum. Da steigt mir einfach nur die Kotze hoch. Stellt euch mal vor, jemand, der ungewollt sexuelle Gewalterfahrungen über sich hat ergehen lassen müssen, hört diesen Song. Zwar finde ich auch, dass alles okay ist, solange die Beteiligten nur wirklich 100%-ig damit einverstanden sind und es dann auch niemanden angeht, was so in den Schlafzimmern anderer passiert, aber damit dann auf einem Album so zu hausieren - das geht gar nicht.
Zwar ist dieser Song der einzige extreme textliche Totalausfall der Platte, aber das reicht ja schon. Eigentlich schade, musikalisch kann man sich diesen treibenden Streetpunk wirklich gut geben. "No More" hat sogar einen gut gemachten Offbeat und Melodien gibt es auch. Die Stimme des Hauptsängers ist etwas nervig, weil dessen gesangliche Variation in einen Fingerhut zu passen scheint.
Fazit: Wochenend-Revolution zwischen Bier, Flammen, Sexismus und Spießertum am lokalen Stammtisch. Hauptsache die Haare sind schön und die Tattoos sehen geil aus.