Red City Radio:
Skytigers
Ihr letztes, selbstbetiteltes Album von 2015 kündigte schon einen Bruch mit dem sonst gespielten Sound an. Weg vom hymnenhaften Melodic-Punk der ersten Alben, hin zu einem Stil der mehr und mehr Elemente aus dem klassischen Rock einfließen ließ und somit die Tiefe und manchmal, wie nach dem Genuss von zu viel Hochprozentigem leiernde Stimme von Sänger Garret umschmiegt. Der alte Hot-Wate-Music-Vergleich zieht zwar stellenweise immer noch, doch nun sollte man deutlich jüngere Alben der Gainesviller oder gleich die Solo-Sachen von CHUCK RAGAN als Parallele heranziehen. Insgesamt ist das alles deutlich mehr COLDPLAY als CRASS. Das Spielfeld Punk haben sie mit diesem Output nun fast gänzlich hinter sich gelassen.
Anfänglich bei if you want blood (be my guest) noch etwas punkig, wird es bei Song Nummer Zwei i'll still around schon schmalziger und gesetzter. Wie zum Beispiel schon bei two out of three, ain't rad von ihrer letzten Platte gibts auch hier wieder viel Gegniedel in den Gitarrensolis, sogar noch etwas mehr als beim letzten Mal. Diese Solis arten zum Teil so aus, dass alle der auch so schon nicht wirklich kurzen Songs, annähernd die fünf Minuten erreichen. Das erinnert, wie gesagt, stark an klassischen Hardrock und Metal. Ist in dieser Form bestimmt nur mit dieser pfeilförmigen Gibson-Gitarre hinzubekommen, die hier vermutlich auch verwendet wurde. Das gibt dem Ganzen eine eigene Note, mit der sie deutlich aus der Masse an US-Punkbands heraus stechen und die von mir so oft fehlende Eigenständigkeit und der damit einhergehende nicht vorhandene Wiedererkennungswert hier nicht bemängelt werden kann. Wenn Sänger Garrett Dale bei in the shadows im Refrain "i have no fear, when i know the devil is here" anstimmt und dabei alles an Tiefe aus seiner Stimme holt, ist das durchaus beachtlich, trotzdem muss ich leider immer sofort an die fürchterlichen VOLBEAT denken. Schade eigentlich, ansonsten ist's eigentlich ein cooler Song. Bester Track bleibt für mich rebels, der sich stark nach AGAINST ME! zur New Wave und White Crosses Phase anhört, und mit der gut zu schmetterndern Punchline "they are only rebels, because they like the songs" aufwartet. Den Titelsong gibts zum Schluss und dabei wird nochmal so richtig der Rock zelebriert und mit Pomp, Percussions und Piano fett aufgefahren. War ich erst dezent verschreckt, gefällt das Album mir mittlerweile von mal zu mal hören besser!
Den Titel der EP könnte ich mir auch gut für eine japanische oder amerikanische Comicserie mit fliegenden, in Raubkatzen-Kostüme gehüllten Superhelden vorstellen. Soll laut dem Frontmann aber soviel bedeuten: "To be the best version of yourself you can be. Thats what being a SkyTiger is. To be great and do great. Because you are great." Kann man so stehen lassen. Man kann aber auch böse sein und behaupten, das hört sich an wie ein Spruch von nem Fitness-Trainer oder von Heidi Klum.
"Larissa-Marie, ich möchte dass du bei der heutigen Competion alles gibst! Leiste großartiges und sei großartig, denn du bist großartig! Sei ein Himmelstiger!"
Lassen wir das! Die Ausstattung dieser LP enttäuscht auch nicht. Auf der A-Seite gibt's die 5 Songs, auf der B-Seite ein großes Etching vom Tiger-Biest-Motiv des Covers. Hübsch! Das Cover soll angeblich auch das teuerste sein, das Gunner Records einer Band jemals spendiert hat. Hat vielleicht Ed Hardy von Hand gemalt (jetzt hab ich den hier auch noch eingebaut bekommen).
Wer sich das ganze mal live anhören möchte, die Band kommt im Juni/Juli 2018 auf große Festival-Sause nach Europa.