Ja meine liebe Frau Gesangsverein, was ist da denn passiert, sechs Monate wartet die Platte jetzt schon auf Besprechung, dabei wollte ich doch eigentlich gar nichts mehr besprechen! Und es gibt schon so viele positive Rezensionen! Na egal, da müssen wir jetzt wohl durch. Fangen wir einfach an: Warum hab ich mich damals für die Platte gemeldet? Wahrscheinlich wegen des Titels, also, den der Band natürlich, haha, der ist nämlich irgendwie lustig und blöd gleichermaßen, und das mag ich; außerdem ich bin doch kein Nudist! Dabei ist mir FKK eigentlich sympathisch, in der DDR war FKK ziemlich groß, hach, das waren noch Zeiten damals. LIEBE FRAU GESANGSVEREIN kommen aus Köln/BRD, aber schön, dass sie das positive Erbe des Ostens weitertragen möchten. Musikalisch gibt es Neue-Deutsche-Welle-Rock mit knackigem weiblichem Gesang, an dem eigentlich nicht viel auszusetzen ist, aber ich kann mir das Album trotzdem nicht gut geben.

Es ist einfach zu banal. Ist wohl mein Problem; ganze Heerscharen (mittel)-junger Menschen werden sich an Liedern wie "Für immer wieder", "Hier sein ist so schwer" oder "Lunapark" erfreuen können, wenn ihr Herzblatt fürs Erasmusjahr ins Ausland geht, sie im Urlaub Sand zwischen den Zehen haben oder mit wohliger Nostalgie Stätten von Kindheit und Jugend aufsuchen. Das sind halt die ganz großen Themen einer Generation, mit der ich eigentlich was zu tun haben sollte, aber naja... Wenn es dann mal inhaltlich an etwas Tieferes geht, wie in "Letzten Mai", steht das Reimschema im Weg und bittet zum holprigen Tanz. Schade. Richtig ärgerlich finde ich die dann folgenden Lieder über Liebe und Beziehung, in denen das in dieser Gesellschaft vorherrschende Liebesideal mit einer Inbrunst hochgehalten wird, als hätte es die letzten 70 Jahre Deutsch-Pop/Rock gar nicht gegeben. Da will sie sich "ganz verschenken" und "am Ende füreinander sterben", es ist ein Graus; immerhin wird dieser in "Nächtliche Gespenster" in Form eines der vielen trostlosen Ehe-Schicksale dieser Welt nochmal aufgegriffen, aber mich beschleicht der Verdacht, dass da einfach mit dem Finger auf andere gezeigt werden soll, die es halt mit "der Liebe" nicht so kapiert haben - anstatt dass man sich mal fragt, was denn "die Suche nach dem/der Richtigen" und das Ideal der "großen Liebe" für eine Funktion für den modernen Menschen und den Staat haben, und ob's nicht vielleicht auch ohne ginge... aber ich will nicht schon wieder zu politisch werden.

Also: Mit Punk hat "Nackt" nichts zu tun, musikalisch geht es eher in Richtung harmloser Deutsch-Rock, und die Texte reihen sich da überwiegend ein. Nichts für mich!