Cruor Hilla:
Angst/Blitz
Mit Konzeptalben ist das ja immer so eine Sache: meistens geht's schief. Ich find sowas auch immer irgendwie doof, weil dem geneigten Hörer (in dem Fall mir; alle Anderen sind mir da herzlich egal) quasi vorab die eigeninterpretatorische (dieses Wort gibt es nicht) Möglichkeit genommen wird, den Inhalt der Songs wahrzunehmen. Ist halt Konzept, weißte selber, kannste nicht für dich anders interpretieren. Versteht ihr was ich meine? Nein? Auch egal.
Der Versuch von Cruor Hilla aus Berlin, ein Konzeptalbum zu machen zum Thema: "Wie wir als Ost-Punk-Band in der DDR gewesen wären, hätten wir die DDR denn miterlebt", gelingt nicht wirklich. Zum einen, weil sie eben zur Zeit der DDR noch nicht geboren waren, bzw. erst kurz vor Mauerfall, und zum andern, weil sie es auch nicht wirklich durchziehen und die Stücke auch komplett losgelöst vom fiktiven Konzept funktionieren. Will sagen: man merkt eigentlich gar nicht, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Das tut der Platte aber keinen Abbruch, ich find's auch besser so.
Musikalisch bearbeiten Cruor Hilla das fast ausgestorbene Funpunk-Genre. Hin und wieder fühle ich mich an Shitlers erinnert, bei den z.T. sentimentalen Teenagererinnerungsliedern merkt man eindeutig den Die-Ärzte-Einschlag und auch die Brieftauben kann man erkennen. Mit "Ostberliner Nacht" wird dann noch Rancid gecovert, ganz nett, live mit Lampe an würd' ich das sogar laut abfeiern. Insgesamt ist das alles aber schon recht eigenständig.
Ich find's ganz gut, allerdings muss ich eine Sache ganz klar ankreiden: die Spielzeit. 23 Songs sind 11 zu viel, mit 51 Minuten ist die Platte viel zu lang, zumal die Songs ab etwa der Hälfte (sprich, ab da, wo eine normale Punkplatte zu ende wäre) schlichtweg schlechter werden und eher für ne (vollkommen überflüssige) B-Seiten Sammlung geeignet sind.