Akne Kid Joe:
Karate Kid Joe
Bei der Wahl des blödesten Albumtitels bekommen AKNE KID JOE mit „Karate Kid Joe“ wahrscheinlich die Ehren-Palme in Aspik verliehen. Auch das fernöstliche Artwork in Erdbeerrot-Weiß mit Übersetzung der Titelnamen in Japanisch trifft wie ein Handkantenschlag in den Magen. Urgs.
Und trotzdem passt hier alles mit allem zusammen - und ist ganz schön geil!
AKNE KID JOE kredenzen mit „Karate Kid Joe“ den Soundtrack für den unentschlossenen Mittelklasse-Punk von heute: Gleichzeitig doof und irgendwie schlau, dilettantisch und irgendwie mitreißend, in alten Szene-Traditionen verhaftet und irgendwie modern. Es ist DAS Album zur Chemnitz-Debatte („kartoffel“, „ein morgen ohne deutschland“), DAS Album gegen nervtötende Selbstdarsteller*innen („julia“, „adVANture“) und DAS Album über widersprüchliche Heimatgefühle („stadt, land, fluss“, „heimatlied“).
Ein Roundhouse-Kick ohne Ansage also.
Was im Vergleich zu der 7inch „Haste nich gesehn!“ ins Ohr fällt, ist die sauberere Produktion. Die Texte und Instrumente sind besser zu verstehen. Dabei wurde aber nicht der Fehler begangen, die musikalische Raufasertapete glatt zu streichen oder weitere Schichten aufzutragen: An den Wänden klebt noch genug Rotze, Geifer und Bier. Auch die neu aufgenommenen Tracks der 7inch reihen sich behutsam angepasst in das Gesamtbild ein. Besonders der Synthesizer profitiert von dem aufgeräumteren Klang und verfeinert Gitarre, Bass und Schlagzeug mit monotonen Melodien zum Mitstampfen.
Textlich ohne Schnörkel, verschwurbelte Reime und kryptische Scheiße. Gerade heraus, keifend und manchmal zweistimmig vorgetragen. Wie Pommes rot-weiß und Dosenbier am Büdchen um die Ecke. Auf den Punkt.
Entzückend auch die Samples, bei der sich Rocky, die Punkrock-Polizei vom PLASTIC BOMB, Kinski und Julia Engelmann die Klinke in die Hand geben.
Als letztes Lied gibt`s mit „give never up“ sogar eine Ballade! Und wenn die plötzlich mit untypischem Poser-Gitarren-Solo und Verwurstelung der UEFA Champions League Hymne um die Ecke kommt, kann ich nicht anders, als mir lächelnd eine Freudenträne aus dem Auge zu drücken.