Insert Coin:
Way Out
Insert Coin wollen richtig groß durchstarten, oder sind es vielleicht schon? Zumindest lässt mich das beim Lesen des pathosdurchtränkten Pressetextes vermuten. Sodbrennen bekomme ich da vor allem bei folgenden Zeilen: "[Insert Coin] lieferten eben außerdem mit den Tracks 'A Lot? Not Enough!' und 'Bright Lit City' den Soundtrack zum seit Jahren erfolgreichen TV-Werbespot für Rockstar Energy Drink, welcher sie seit 2015 zum Rock-Am-Ring-Dauergast macht."
Uff, wenn man mit der Musik ordentlich Kohle machen möchte, finde ich das ja okay, aber dass man sich damit so profilieren muss, dass man das direkt 2x im Promoschreiben betont, finde ich doch etwas sehr fragwürdig. Klar, vermutlich werden größere Fanzines kein Problem damit haben, dass die größte Errungenschaft der Band ein Verkauf ihrer Songs an ein eklig-süßen Wachmacher und eine Dauerpräsenz auf dem nicht nur wegen Unsympath und Veranstalter Marek Lieberberg fragwürdigen Festival Rock am Ring zu sein scheint, aber wir sind nun einmal eine kleine Punkrock-Klitsche, da muss man sich die Frage eben gefallen lassen, was das noch mit Punkrock zu tun hat.
Immerhin bietet sich beim Hören der Platte ein anderes Bild. Es gibt melodischen Skatepunk mit politischen Botschaften, wie im Song "Donald", der sich mit Fake News und Homophobie beschäftigt oder bei "Semicolon", der einem das Thema Depressionen ins Gedächtnis rufen soll. Der Songname ist hierbei eine Anspielung auf das "Project Semicolon", dass die Musiker unterstützen und das wichtige Arbeit zur Suizidprävention leistet. Sonst geht es auf der Platte vor allem um persönliche, zumeist düstere und niederschlagende Themen, wie im Song "Sonora", in dem die Band den Tod eines verstorbenen Freundes verarbeitet. Dafür gibt die Musik jede Menge Auftrieb, zwischen eingängigen Singalong und gut arrangierten Gitarren gibt es elf sauber produzierte Songs. Musikalisch geht das Ganze in Richtung The Detectors, Misconduct, DamnIam oder Prosecution. Protagonisten von den beiden letzteren kommen sogar bei "Way Out" mal kurz zu Wort: Buschti von DamnIam bei "Donald" und Simon Bernhard von The Prosecution bei "Sidetracked". Außerdem gab es bei den Crew-Vocals Unterstützung von M-Pulse, Heroes For One Day und Käptn Panda. Auch wenn die Platte insgesamt dann doch etwas poppiger ist, als die von mir gerade als Referenz angeführten, macht der ausgewogene und gut arrangierte Punkrock beim Hören doch ziemlich Spaß, auch wenn ich gerade beim Gesang und in den Breaks dann doch die etwas härtere Gangart wie bei Great Collapse oder eben Misconduct bevorzugt hätte. Des Weiteren hätte es für mich, gerade mit Blick auf die heutigen Zeiten, etwas weniger persönlich und dafür ein wenig mehr politisch sein dürfen, aber hier reichen ja eigentlich auch ein paar wenige dafür jedoch sehr klare Aussagen, die die Band ja durchaus tätigt.
Fazit: Melodischer Punkrock, der gut gemacht ist, aber anstatt auf in die Fresse dann doch eher auf Massenkompatibilität setzt.
Anspieltipps: Sonora, Donald.