Erstausgabe:
Geschichten vom Bordstein
1. Akt: Ich schaue in der Review-Liste, was so zur Zeit bei Fö rumliegt. Erstausgabe, mhh. Cover sieht nach Deutschpunk aus. Titel der Scheibe klingt nicht gleich nach Sauf-und-Proll-Punk. Läuft, mach ich.
2. Akt: Ich lese den Waschzettel: Die Songs werden einem „kompromisslos, ehrlich und direkt um die Ohren gehauen.“ Soso. Hört sich nach Deutschrock an… Dann noch ein Hinweis, dass die Tour 2014 durch einen Auftritt auf dem Spreewaldrock-Festival „gekrönt wurde“. Für nächstes Jahr stehen da schon Unantastbar, Wilde Jungs und andere Volksrockmusik-Kapellen fest. Also bei einem Label, das eine solche Presseinfo an Bierschinken schickt, braucht es eigentlich echt keine Feinde mehr für die Band…
3. Akt: Mhh. Mal schauen, was denn so aktuell bei denen geht. Letztes Konzert war „Aufmucken gegen Rechts“ in Mühlhausen mit Rawside und den Dorks. Außerdem noch ein Rock gegen Rechts Konzert in Eschwege und auf Facebook eine klare Ansage zu Chemnitz. Jedoch ist der Post gleich selbst mit einem „linksextrem ist wie rechtsextrem“-Kommentar versehen. Mhh.
4. Akt: Dann mal auf Play drücken und schauen was aus den Boxen kommt. Erstmal zur Musik. Fett produziert, aber dennoch kommt der nötige Druck im Refrain oft null zum Zuge. Manche Songs ("Geschichten vom Bordstein") plätschern so vor sich hin. Songwriting erfolgt teilweise nach dem Motto: Das Lied ist erst zwei Minuten lang? Na gut, dann 5x Refrain, einmal Gitarrengeklimper und nochmal 5x Refrain dazu. Lieder werden dadurch jedoch nur in seltenen Fällen besser. Musikalisch wird so ein Mix aus Hard Rock und Stadion-Punkrock geboten. "Flucht nach Vorn", "Verbrannte Fahnen" und "Unschuldiges Blut" sind für sich gesehen eigentlich ganz gute Lieder. "Verbrannte Fahnen" thematisiert den Rechtsruck in der Gesellschaft und "Unschuldiges Blut" nimmt sich dem Thema Pelz und Tierrechte an. Rest der Songs sind unspannend. Mit dem Song „Meine Liebe, mein Verein“ wird den Hörenden nochmal richtig viel Nerven abverlangt. Gleich in der ersten Strophe heißt es: „Ein Gefühl, was nur ein Mann versteht“. Dieses Eigentor weiter zu kommentieren, erspar ich euch. Erinnert mich stark an eine Elektromarkt-Kette, die aktuell mit Männertagen wirbt… Ein Saufsong darf anscheinend auch nicht fehlen.
5. Akt: Fazit? Teils teils. Beziehen einerseits gegen Rechts Stellung, andererseits auch nicht sooo geile Aussagen und der besagte Auftritt (vor 4 Jahren). Andererseits stößt mir so einiges arg auf, wie eben der besagte Auftritt, und musikalisch haut es mich auch nicht so um. Wer neuere Sachen von Betontod mag, könnte an der Platte Gefallen finden. Meins ist es aber nicht.