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Filmkritik:
Utøya 22 Juli
Es ist ein schwieriges Unterfangen, einen Spielfilm über eine reale Tragöde zeitnah zur zugrundeliegenden Begebenheit zu drehen. Der norwegische Regisseur Erik Poppe hat es trotzdem versucht. Man denkt unweigerlich an „Elephant“, in dem Gus Van Sant 2003 ruhig und ohne Sensationslust den Amoklauf an der Columbine High School zeigte. Ob das auch „Utøya 22 Juli“ gelingt, das sich mit dem Terroranschlag von Anders Breivik auf der gleichnamigen Insel beschäftigt?

Der Film beginnt mit den Bildern der Explosion in Oslo und schneidet dann ins Zeltlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation auf Utoya. Um 17:06 Uhr verbreitet sich dort allmählich die Nachricht vom Anschlag im Regierungsviertel. „Du wirst das nie verstehen“, sagt die Protagonistin direkt in die Kamera. Sie telefoniert, das merkt man erst auf den zweiten Blick. Es ist eine geschickte Eingangssequenz, um Hauptfigur Kaja einzuführen. Utoya sei der sicherste Ort der Welt, versichert sie ihrer Mutter am Telefon.

Für den Rest des Films wird die Kamera nah an Kaja bleiben, einer netten jungen Frau, deren Traum es, ist Abgeordnete zu werden. Ihre Schwester dagegen fällt aus der Reihe, ist bockig und geht schwimmen, während die anderen Jugendlichen sich bereits Gedanken über einen möglichen Terroranschlag in Oslo machen. Die reale Gefahr scheint hier noch weit weg. Doch schon wenig später wird sich dies schlagartig ändern. Kaja und ein paar Freunde diskutieren über den Einsatz norwegischer Soldaten in Afghanistan, da hört man Schüsse. Schreie. Sieht Menschen rennen. Es bricht Panik bricht aus.

Ab diesem Moment herrscht eine Atmosphäre von Angst und Anspannung. Niemand weiß, was eigentlich passiert und auch dem Zuschauer wird nur das gezeigt, was Kaja auf der Suche nach ihrer Schwester und dem Versuch, zu überleben, geschieht.

„Utøya 22 Juli“ ist sehr spannend inszeniert, und da tauchen auch schon die Fragezeichen auf. Wäre dies ein fiktionaler Slasher-Film, müsste man den Regisseur für seine packende Stimmung allgegenwärtiger Bedrohung loben. Bei der Schilderung eines realen Stoffs stellt sich jedoch die Frage, was genau mit der Wahl der filmischen Mittel bezweckt werden soll. Er wolle den Blick zurück auf die Opfer lenken und zur Diskussion anregen, kommentierte Erik Poppe seine Intention im Vorfeld der Veröffentlichung. Insofern gelingt es ihm zwar, die Todesangst der Jugendlichen abzubilden, jedoch schwingt immer auch ein bisschen zu viel Gefallen an der stilistischen Umsetzung mit. Ein wirklicher Erkenntnisgewinn vermag sich nicht einzustellen.

So setzt Erik Poppe mit „Utøya 22 Juli“ zumindest das zweite seiner Vorhaben unbestritten erfolgreich um: Zur Diskussion regt dieser Film ganz sicher an.
Buzz 02/2019
Filmkritik - Utøya 22 Juli

Stil: Thriller
VÖ: 15.02.2019, Blu-ray, DVD, Weltkino (Link)





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